Lobenberg: Die Weinberge von Deux Clés liegen im winzigen Dorf Fontjoncouse in der wilden Landschaft des Corbières, nur 1,5 Stunden von der spanischen Grenze. Eine kleine Serpentinenstraße führt durch die von Garrigues übersäte, raue und felsige Hügellandschaft zu diesem völlig abgeschiedenen Ort. Ein kleines Paradies! Aber was bringt ein junges, weinverrücktes Winzerpaar in diese weltferne Region? Großes Terroir! Einige wenige Hektar mit über 100 Jahre alten Reben, die die beiden mit hingebungsvoller Handarbeit biologisch und biodynamisch erhalten. Sie haben sich bei einem Praktikum im Burgund kennengelernt und so ist auch ihr Winemaking: kompromisslose Arbeit im Weinberg und Laissez-faire im Keller, alles Spontanvergoren in Beton und burgundischen Barriques, dito der Ausbau. Für das was man von hier ins Glas bekommt und die Arbeit, die dahinter steht, die uralten Reben, sind die Weine eigentlich viiiel zu günstig. Aber wir sind eben in Corbières und nicht im Burgund – die Welt übersieht diese Schätze viel zu oft. Umso besser für uns Weintrüffelschweine. Der Clés en Main basiert auf alter Grenache, dazu etwas Piquepoul Noir und Cinsault, alles steht auf Lehm-Kalk aus dem Jura auf über 300 Metern Hochlage. Entrappt und mit den Füßen gemahlen, dann im Beton spontan vergoren. Lange auf der Maische, nur Überschwallen. Ein knappes Jahr in alten Burgunderbarriques (Chassin, Damy, Gillet und François Frères). Die Nase ist eine Beerenexplosion in unglaublicher Feinheit – wie kann ein so zarter Duft so intensiv und reich sein? Rote und schwarze Kirsche, Brombeerstrauch, frischer Pfeffer, Grapefruit und Wassermelone. Dazu ganz feiner Darjeelingtee und ein Hauch Vanillemark. Wir haben die satte Aromatik des Südens, aber eine nordische Kühle und Klarheit darin. Faszinierend. Der Mund läuft auf einer köstlichen Sauerkirsche, wow, was für eine Frische! Ein Hauch von roter Zitrone schießt darüber, warmer Stein, fast ein bisschen an Etnaweine erinnernd in dieser Mischung aus explosiver Aromatik bei totaler Feinheit. Die Tannine sind poliert wie Pinot Noir, die burgundische Ausrichtung ist klar. Obwohl der Wein schwerelos wirkt und sehr süffig ist, hat er einen intensiven aromatischen Nachhall. Roter Pfeffer und saftige Kirsche laufen immer wieder hoch und runter. Wieder Stein dazu, schöne Chilischärfe hintenraus. Für diesen Preisbereich ein wahnsinnig guter Wein, den man in dieser Art nur in Spaniens oder Südfrankreichs Hochlagen findet. Super! 92-93/100
