Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2021

Franz Keller: Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2021

VDP

Zum Winzer

94
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 94/100
Vinum: 91/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2021

94
/100

Lobenberg: Die Oberbergener Bassgeige ist quasi die »Hauslage« der Kellers. Die Weine dieser Ersten Lage sind Aushängeschilder, die auch weit über die Grenzen Badens und Deutschlands bekannt sind. Das Terroir ist überwiegend Löss auf Vulkangestein. Die Kellers bewirtschaften hier sowohl höher gelegene, kühle Lagen für Weine mit fein ausgeprägten Aromen, als auch südlich ausgerichtete Lagen in Dorfnähe, die kraftvolle Weine ergeben. Der Chardonnay wird im nur Barrique spontan vergoren und ausgebaut. Einige Fässer haben die malolaktische Gärung verlaufen, andere nicht. Das ergibt am Ende eine sehr gute Balance. Das ist schon in der Nase ziemlich komplex für eine Erste Lage. Feines Holz mit leichter Reduktion von Feuerstein, das alles aber sehr gut und unfassbar harmonisch verwoben mit druckvoller, gelbwürziger Frucht. Marille, Quitte, reife Zitrone, kräutrige Anklänge. Am Gaumen dann auch die große Balance aus satter, gelber Frucht unterlegt mit der nötigen Spannung und einem feinen Säurekick. Sehr gute Länge, schlussendlich in kalkig-salziger Vibration ausklingend. So fein und geschliffen, Salzbutter mit Kräutern und Brioche im Nachhall. Die Bassgeige ist zurecht ein Markenzeichen der Kellers, da dieser Chardonnay einerseits so wunderbar zugänglich und unkompliziert ist, aber schon sehr gut Friedrich Kellers sehr hohen Qualitätsanspruch und sein perfektes Händchen für Holz abbildet. 94/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Franz Keller

Franz Keller – ein legendärer Name, der gleichermaßen die deutsche Weinszene sowie die Spitzengastronomie geprägt hat wie vielleicht sonst kein anderer. Heute wird das Weingut gemeinsam von Fritz Keller und Sohn Friedrich geführt und zählt zur Elite der deutschen Burgundererzeuger.

Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2021