Chardonnay Vice Versa 2022

F & F Peters: Chardonnay Vice Versa 2022

Zum Winzer

95+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2037
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 95+/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Vice Versa 2022

95+
/100

Lobenberg: Der Chardonnay von Kai Müller und Felix Peters wuchs im letzten Jahr noch im Dalsheimer Steig, nun kommt er aber von viel älteren Reben aus Niederflörsheim. Entstanden aus einem Projekt von den guten Freunden Kai Müller vom Pilgersberg und Felix Peters, nun aber unter dem Namen Vice Versa nur noch von Felix Peters! Ganztrauben-Direktpressung mit einer alten Presse aus den 1990ern, die Luftschlitze hat und damit eine Mostoxidation fördert. Diese alten Pressen sind auch im Burgund wieder sehr angesagt. Spontangärung und Ausbau in Meursault-Fässern von Henri Boillot mit 300 Liter Volumen und ein paar Barriques. Sehr grob filtriert abgefüllt, nicht 100 Prozent klar. Die Reben stehen in der Lage Goldberg und sind 1994 gepflanzt. Es gibt also nur ein paar Hundert Flaschen. Die Nase ist deutlich ernsthafter und steiniger als letztes Jahr, die Umstellung des Weinbergs macht schon richtig viel Sinn. Rauchig-dicht, sehr mineralisch, der Kalkstein lässt keinen Raum für opulente Frucht, es ist Gesteinsstaub, Zitronenabrieb, Bitterlemon, Melisse. Feine Holzuntermalung. Der Mund kracht ordentlich rein mit seiner feinsalzigen Mineralität, baut richtig Grip auf, zieht an den Backen. Die Säure ist in 2022 analytisch gar nicht so hoch, aber durch die niedrigen pH-Werte wirkt es schon extrem geladen und elektrisierend, hat richtig Biss. Zarter Schmelz mit hellgelber Frucht, aber der extraktsüß-salzige Kalkstein bleibt das felsenfeste Fundament dieses Weines. Chardonnay wird immer wichtiger bei Felix Peters – und immer besser! 95+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

F & F Peters

Felix Peters hat bald zwanzig Jahre Berufserfahrung als Spitzenwinzer. Er war er unter anderem bei Schloss Halbthurn im Burgenland und bei der Domaine de la Vougeraie im Burgund tätig. Zudem war er Betriebsleiter und Aushängeschild des Traditionsbetriebs Sankt Antony in Nierstein und hat maßgeblich...

Chardonnay Vice Versa 2022