Lobenberg: Das ist der Riesling von Markus Lang, der ebenfalls wie der Veltliner »Dritter Akt« aus der Riede Steiner Schreck stammt. Über 80 Jahre alte Reben auf über 300 Metern Seehöhe. Der Boden hier ist geprägt von Gneis und Granit. Das ist quasi ein wilder Weinberg, biodynamisch und Demeter-zertifiziert bewirtschaftet. Die Rieslinge sind immer etwas weniger würzig als die Veltliner, dafür oft noch puristischer und karger. Die natürliche Säure kommt hier noch mehr durch, aber vor allem auch die Kraft und Konzentration aus den alten Reben. Wie alle Weine bei Lang, wird auch der Riesling extrem schonend und über zwei Tage auf der selbst konzipierten, modernen »Baumpresse« gepresst. Der Saft läuft nur per Falldruck in den direkt darunter liegenden Keller. Anschließend spontan auf Null Gramm Restzucker vergoren und in der Steingutamphore lange auf der Hefe ausgebaut. Mitte September, also schon ziemlich früh gelesen und auch hier haben wir, wie auch bei den andere 2020ern von Markus Lang, nur 10,5 % Vol. Und wenn man diesen Wein im Glas hat, mag man das gar nicht glauben! Die Nase ist unglaublich tief und dicht, zunächst noch recht verhalten aber mit feiner, reduktiver Steinigkeit und viel kühler Frische ausgestattet. Regennasser Stein, etwas Feuerstein, Zitronengras, Melisse, Limettenabrieb, Calamansi und Granny Smith Apfel. Auch etwas Duftigkeit von weißen Blüten schwingt mit. Am Gaumen kommt dann die präsente, aber ultra-geschliffene und glasklare Säurestruktur zum tragen. Wow, ist das energetisch, dicht, kraftvoll und so unglaublich fein zugleich. Ätherische Frische, brillante Säure mit griffiger Textur gepaart – das ist wirklich ein Ereignis! Bei der Gärung fügt Markus immer etwa fünf Prozent Beeren ohne Stiele hinzu, die intrazellulär gären und so den Gärprozess trotz des konstant kühlen Bergkellers immer wieder neu aktivieren. Nach langem Hefelager wurde der Wein dann erst im Februar 2023 unfiltriert und nur minimal geschwefelt gefüllt. Durch dieses Hefelager ist der Wein trotz dieser schlanken, kühlen Art voluminös am Gaumen, ohne jemals schwer zu werden. Dafür sind die Kräuterfrische und die Energie, die in diesem Riesling stecken, viel zu hoch. Salzig-kreidige Mineralik im Ausklang, nasser Stein, kühl, kräuterig. Der Mundraum wird komplett eingenommen und lange belegt von diesem sehr komplexen, lebendigen, gleichzeitig rassigen und doch so samtig-weichen Kunstwerk. Ein großer Riesling, der viele begeisternde Facetten in sich vereint. Markus Lang beweist hiermit, dass ein schlanker Wein so viel Tiefe ausstrahlen kann. Bravo, das ist eine neue Art von Cool-Climate-Wein! 97/100