Grauburgunder S 2022

Schäfer Fröhlich: Grauburgunder S 2022

VDP

Zum Winzer

93–94
100
2
Grauburgunder 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2038
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 93–94/100
Suckling zu 2021: 94/100
Parker zu 2021: 93/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Grauburgunder S 2022

93–94
/100

Lobenberg: Tim Fröhlichs Grauburgunder S stammt von selektiv ausgewählten Trauben mit perfekter Gesundheit und voller Reife. Der Wein wächst auf Rotschiefer- und Quarzit-Böden und in 2022 sogar ein bisschen vom Porphyrfels. Immer früh gelesen im typischen Fröhlich-Stil. Aber Tim sagt, dass die Phenolik das Wichtigste ist bei Grauburgunder. Er liest zwar früh, aber nie so früh, dass es karg oder unreif ist. Spontane Vergärung auf 1 Gramm, also knalltrocken, aber trotzdem ist es schmelzig. Tim lässt einen Part des Grauburgunders auf den Schalen mazerieren für ein paar Stunden, den Rest baut er ganz zart und fein aus. Für ihn ist die Balance am Größten, wenn er diese beiden Teile cuvetiert, dann gibt es einerseits viel Finesse und dennoch Rundheit und schöne Grauburgunderaromatik. Der 2022er ist ein Grauburgunder im Fröhlich-Stil, kühl, fast schlank, mit fein eingebundenem Holz. Der Ausbau geschieht in Tonneaux und hälftig in Edelstahl. Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es hier einen höheren Holzanteil, das gibt dem ganzen schon einen guten Druck und nimmt ihn noch mehr weg von der Frucht. Er hat nur dezente Anklänge von Augustapfel, Haselnussgrün, weißer Pfirsich. Die Salzigkeit vom Vulkangestein kommt durch, das ist schon nicht nur easy drinking, sondern hat schon Zug und Anspruch. Athletisch und frisch ausgelegt, aber mit sattem Druck aus dem Holz. Tim Fröhlichs Weine sind schon ziemlich hintersinnig und einmalig. Sehr schöner Stoff. 93-94/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling zu 2021 über: Grauburgunder S

-- Suckling zu 2021: This is properly ripe, but also super-sleek and super-bright, with remarkably intense minerality for this grape, which is often dismissed as being incapable of expressing that. The crisp pear and melon fruit appears for the first time at the finish, reversing the usual way the wines of this grape function. Very hard to believe this has 13.5% natural alcohol! From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold. 94/100

93
/100

Parker zu 2021 über: Grauburgunder S

-- Parker zu 2021: From red slate and porphyry soils in the Stromberg and vinified in tonneaux and stainless steel with prevented malolactic fermentation, the 2021 Grauburgunder 'S' trocken offers a coolish, precise and elegant, very delicate but also intense and stimulating bouquet with clear and elegant, aromatic, flinty-scented fruit. Lush and full-bodied on the palate, this is a generous and rich but stimulating, piquant and finessed Pinot Gris with supple fruit but saline minerality and crystalline acidity. 13.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in July 2022. 93/100

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Grauburgunder S 2022