Riesling Vulkangestein 2022

Schäfer Fröhlich: Riesling Vulkangestein 2022

VDP

Zum Winzer

94–95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 94–95/100
Gerstl zu 2021: 18+/20
Galloni: 92/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Vulkangestein 2022

94–95
/100

Lobenberg: Das Lesegut war perfekt reif dieses Jahr, aber von der Reife auch nicht wirklich hoch, der Alkohol ist moderat. Die Trauben stramm und knackig geerntet wie immer. Der Vulkangestein kommt immer rund 50/50 aus dem Stromberg und Felsenberg. Die Reben sind 25 bis 35 Jahre alt, eigentlich ein perfektes Rebalter, aber in letzter Konsequenz noch nicht alt genug für die GGs. Aber die Reben transportieren jetzt schon diesen dunklen Feuerstein, diese kühle Dramatik, die Fröhlichs Weine auszeichnet. Vulkangestein heißt dieser Wein natürlich, weil er überwiegend von diesen extrem harten Vulkangesteinsmassen des Strombergs stammt. Feuersteinähnliche Gesteinsstrukturen und genau so riecht der Wein. Reduktion, Stein, dunkle Würze, dunkle Beeren. Cassis und Holunderbeere, aber die Flintigkeit und der Rauch dominieren. Diese Reben sind für das Große Gewächs aus dem Stromberg noch etwas zu jung, deswegen kommen sie in den Vulkangestein, aber im Grunde sind das GG Parzellen. Das schmeckt man natürlich. Die mineralische Tiefe ist schon beachtlich für diese Kategorie. Kühl und dunkel, schlank und puristisch. Dieser Gletscherwassercharakter von Tim Fröhlich ist schon da, aber es hat auch einen feinen Schmelz und eine Zugänglichkeit. Stil, das ganz Klare, Kristalline, die innere Kraft ohne Fett. Das schmeckt absolut grandios. 94-95/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

92
/100

Galloni über: Riesling Vulkangestein

-- Galloni: The 2022 Riesling Vulkangestein is a blend half from Schlossböckelheimer Felsenberg and half from the Bockenauer Stromberg, from 20-30-year-old vines that do not yet make it into the GGs, an honor that goes to the 40-50-year-old vines. The nose still has some yeasty funk, but underneath a fruity clarity becomes apparent, almost with a tropical overtone of pineapple. The very slender mouth feel, however, is taut, stony, salty, with an edge of white pepper and nutmeg. With really subtle spice on a very lemony, driven taut and almost tingling palate. Spicy, pure, zesty and racy. (Bone-dry) 92/100

Gerstl über: Riesling Vulkangestein

-- Gerstl: Eine Cuvée von den jungen Reben aus den Lagen Stromberg und Felsenberg, diese Reben sind immerhin durchschnittlich 25 Jahre alt. Der Vulkangestein ist der Zweitwein der Grossen Gewächse. Geniale mineralische Duftwolke mit unheimlich viel Tiefgang. Sehr puristisch ausgebaut mit einem Hauch von Zitrusfrucht und tänzerischen floralen Aromen. Am Gaumen glänzt er mit einer prägnanten Säure. Mineralisch und überaus zartfruchtig. 18+/20

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Riesling Vulkangestein 2022