Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2022

Bischel: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2048
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
fruchtbetont
3
Lobenberg: 96–97+/100
Falstaff: 94+/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Der Scharlachberg ist ein sehr besonderes und auch berühmtes Terroir. Es ist ein Hügel mit Quarzitschiefer, wie der Rüdesheimer Berg auf der anderen Rheinseite. Dieses Quarzit gibt es eigentlich im Norden von Rheinhessen nur am Scharlachberg. Bischel hat nur im Kernstück der Lage Scharlachberg Parzellen, teils terrassiert. In den Terrassen wird es sehr karg und felsig, die Reben müssen hier schon richtig ackern, aber im Herzstück der Terrassen sind die Böden satt genug, dass es auch in heißen Jahren nicht gestresst ist. Auf dem Sortiertisch händisch ausgelesen. Die Trauben werden gemahlen und dann direkt gepresst in 2022, keine Maischestandzeit, um die Phenolik zu reduzieren. Im Edelstahl und Stückfässern vergoren und ausgebaut, damit es präziser und schlanker bleibt als bei 100 Prozent Holz. Scharlachberg ist etwas expressiver, druckvoller und intensiver als der etwas kühler, kalkiger wirkende Hundertgulden. Die Wärme der Lage ist schon spürbar, aber 2022 wirkt eher wie ein kühles Jahr in der Aromatik, zeigt keine Hitze, liegt kühl und würzig im Glas. Der Scharlachberg ist zwar nördlicher, aber eben eine sehr exponierte Steillage, generell wärmer und früher reif. Dazu immer diese prägnante helle Mineralität vom Quartz. Ein wahnsinniges Spannungsfeld in Nase und Mund. Reife, ungeheuer dichte gelbe Frucht, Pfirsich, Nektarine, Grapefruit, sehr konzentriert, wunderbar kräuterig-herb im Duft. Im Mund super kristallin, enorm salzig im Kern. Der Nachhall hat ein berauschendes phenolisches Spiel, kalkig-feste Tannine, die die dichte gelbe Frucht locker schultern. 96-97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94+
/100

Falstaff über: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs

-- Falstaff: Kräuterig, feine balsamische Würze, gelbfruchtig, Pfirsich, Aprikose, Apfel, Limettenabrieb. Im Mund sorgt eine delikate, lebendige Säure für Betrieb, gut abgedeckt von Extrakt und Pfirsich mit etwas Zitrusfrucht. Gleitet von feiner Phenolik ummantelt ins Finale. 94+/100

94
/100

Suckling über: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs

-- Suckling: Still very closed, but with wonderfully juicy fruit and a very healthy structure behind it, this has excellent potential but needs some time to spread its wings. Then comes the stony finish with its grapefruit pith character. Drinkable now, but best from 2025. 94/100

Mein Winzer

Bischel

Das Weingut Bischel ist unter Führung der beiden Brüder Christian und Matthias Runkel zu einem der aufstrebenden Stars des verjüngten Rheinhessen aufgestiegen. Die Krönung ihrer ambitionierten Arbeit war die Aufnahme in den VDP mit dem Jahrgang 2018.

Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2022