Silvaner Maustal Großes Gewächs 2022

Zehnthof Luckert: Silvaner Maustal Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2048
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 97–100/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Maustal Großes Gewächs 2022

97–100
/100

Lobenberg: Maustal ist ein Amphitheater an den Mainhängen südlich von Sulzfeld. Eigentlich kommt das GG immer aus derselben Parzelle von rund einem Hektar. Die Reben sind 1962 und 1963 gepflanzt. Süd-südöstliche Ausrichtung, also Morgensonne, aber keine Abendhitze, wie im Burgund. Dazu karger Muschelkalkboden, nach einem halben Meter Erdauflage kommt direkt der Kalksteinfels. Zertifiziert biologische Weinbergsarbeit. Spontane Vergärung und Ausbau auf der vollen Hefe im traditionellen Doppelstückfass aus heimischer Spessart-Eiche. Ganz dem Luckert‘schen Stil entsprechend weht hier keine Fruchtbombe aus dem Glas, sondern immer eine zurückhaltende, sehr elegante Frucht. Selbst in diesem gewaltig trocken-heißen Jahr zeigt das Maustal in der Jugend keinerlei Opulenz. Zarte Reduktionsnoten, Feuerstein, Chinakracher, gelbe Blüten, Zitronenzesten, Reneclaude. Die Nase ist reduziert, erzählt noch nicht allzu viel. Aber dann nimmt man den Wein in den Mund und wird von der Struktur fast überrollt. Die kalksteinigen Gerbstoffe rollen der eleganten, gelben Steinobstfrucht nach wie ein Tsunami. Immer neue Wellen schieben sich heran, die ungeheure steinige Kraft des Weines krallt sich an den Backen fest, schiebt und schiebt durch den Nachhall. Wow, gewaltige Konzentration im Stein, Salz, Grip, Gerbstoff, der Wein steht wie ein Felsen Mund. So viel Druck und mineralischer Antrieb, der den Wein bei aller Kraft und Konzentration absolut nicht schwer erscheinen lässt. Obwohl die Struktur anschiebt wie die Defense beim Football, behält er eine gewisse Leichtigkeit und Strahlkraft im Kern. Was für ein grandioser, tiefer und satter Silvaner. Alle Regler nach rechts, Beeindruckend! 97-100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Suckling über: Silvaner Maustal Großes Gewächs

-- Suckling: Attractive and very subtle nose of lemon curd and super-ripe yellow apple with delicate wild herb notes. Rich and concentrated with an ample, but lively front palate, then the chalky minerality builds and builds at the simultaneously imposing and precise finish. Delicious now but a long life ahead of it. From organically grown grapes. Drink or hold. 96/100

Mein Winzer

Zehnthof Luckert

Das Weingut Luckert ist ein echtes Familienunternehmen. Aktuell wird es von Ulrich, Wolfgang und Sohn Philipp Luckert und deren Familien geleitet. Ulrich hat beim Fürstlich Castell’schen Domänenamt gelernt, Wolfgang beim Würzburger Bürgerspital, Philipp bei Fürst in Bürgstadt.

Silvaner Maustal Großes Gewächs 2022