Weißburgunder Birkweiler aus dem Muschelkalk Ortswein 2022

Dr. Wehrheim: Weißburgunder Birkweiler aus dem Muschelkalk Ortswein 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

94
100
2
Weißburgunder 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2034
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
mineralisch
3
Lobenberg: 94/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Weißburgunder Birkweiler aus dem Muschelkalk Ortswein 2022

94
/100

Lobenberg: Dieses Paradebeispiel für einen expressiv-mineralischen Weißburgunder wächst auf hellen Muschelkalkböden, wie sie auch in der Großen Lage Mandelberg vorkommen. Wie alles bei Wehrheim, natürlich aus zertifiziert biodynamischer Bewirtschaftung. Die Trauben wurden entrappt, angequetscht und dann Maischestandzeit um die wertvollen Aromakomponenten aus den Schalen zu lösen. Anders als der Chardonnay Ortswein, wird der Weißburgunder reduktiv im Edelstahl ausgebaut, um die Frucht etwas mehr in den Vordergrund zu stellen. Zu Beginn leicht reduktiv-mineralische Nase von Feuerstein, dann scheint aber die satte Frucht durch. Saftige, reife Birne, Mandel, Apfelblüte, etwas Honig und ein Touch Limettenschale. Schöne Kräuternuancen schwingen mit. Schon auf der fruchtigen Seite, aber insgesamt doch fein bleibend, zart, nicht überbordend. Am Gaumen dann mit strahlender Frucht, ungemein saftig, nochmal mehr Saft zeigend als schon im 21er. 2022 war hier auch einfach perfekt für Burgundersorten. Wieder Birne, etwas Quitte, aber auch reifere Pfirsichnoten. Geradlinig, viel Schub und Frische mitbringend durch die feine Säure, aber auch durch den leichten Gerbstoff der von der Maischestandzeit kommt. Im Abgang dann mit feinsalzigem Kick, überraschende Länge für einen Ortswein! Das macht schon ziemlich viel Spaß und vor allem Neugier auf die Lagenweine. Sehr schön! 94/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Weißburgunder Birkweiler aus dem Muschelkalk Ortswein

-- Suckling: Simultaneously deep and fragrant this Pfalz dry pinot blanc has a gracefulness that’s rare for this grape in the village wine category. In spite of the concentrated melon and pear fruit this is not a jot too loud, in fact the long finish is so delicate. At 12.5% alcohol this is a whole degree lower than in the last vintages, which accentuates the wine’s remarkable elegance. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drink or hold. Screw cap. 94/100

Mein Winzer

Dr. Wehrheim

Bereits in der vierten Generation produzieren die Wehrheims charakterstarke Terroirweine aus den renommiertesten Lagen in Birkweiler in der Südpfalz. Seit mehr als 100 Jahren verfolgt die Familie Wehrheim hier die gleiche Vision, die natürlich zwar durch den Einfluss jeder neuen Generation immer...

Weißburgunder Birkweiler aus dem Muschelkalk Ortswein 2022