Riesling RDF Reserve der Familie 2022

Karsten Peter: Riesling RDF Reserve der Familie 2022

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2047
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 97–100/100
Suckling: 95/100
Gerstl: 20/20
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling RDF Reserve der Familie 2022

97–100
/100

Lobenberg: RdF steht für Karsten Peters Reserve du Famille, also das Privatfass des Hauses. Natürlich das Allerbeste, der Topstoff, das was der Winzer eigentlich gerne für sich behalten würde. Aber ein Glück teilt Karsten Peter ein paar Flaschen von diesem Kracher mit uns. Bestes Fass aus seiner Heimat Dürkheim, von kühlen, waldnahen Reben. Die Trauben für den Wein stammen aus einer einzigen Parzelle in Bad Dürkheim. Kühl und enorm Kalkintensiv, alte Reben an denen nur noch kleinen intensive Trauben wachsen. Ganz kurze Maischestandzeiten, teils auch Ganztraubendirektpressung. Ungeklärt ins gebrauchte Fass, dann spontan vergoren. Dickwandige Fässer und kleine Edelstahltanks, also ein betont reduktiver Ausbau. Keinerlei Schönung, kein Schnickschnack. Komplett durchgegoren auf unter 2 Gramm Restzucker. Sehr geradlinig und klar im Ausbau, so ist der Winzer und so ist auch der Wein. Die erste Nase: Wo sind wir denn hier?! Ist das Pfalz oder vielleicht doch von der Nahe? So unendlich viel Flint und Feuerstein steckt hier drin. So ein Mineralhammer dürfte ziemlich einzigartig sein in Dürkheim, wie gesagt fast schieferig oder allenfalls vulkanisch anmutend in der kristallinen Schießpulvernase. Regen auf staubigen Pflastersteinen, Limettensaft, Ingwerschärfe. Die Nase lässt wirklich nicht viel Frucht durchkommen, bleibt komplett in der steinigen Puristik. Der Mund kracht, und er kracht ordentlich. Die Augen ziehen sich zusammen, so viel Salz kommt da angerauscht. Zerstoßene Muschelschale, roter und grüner Apfel, Zitrusschalen, wieder viel feuersteiniger Grip im berauschenden Finale. Alle Regler nach rechts und ab in die Geröllhalde. Ich verstehe, warum Karsten dieses ultramineralische Fass so liebt, er ist ja auch Nahewinzer… grandios! 97-100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Suckling über: Riesling RDF Reserve der Familie

-- Suckling: Rich yet cool and elegant with imposing stature and excellent concentration. Long, very polished finish. Stacks of flint and chalky character, but also peach and yellow grapefruit. From a single parcel in Bad Durkheim. RDF stands for Reserve der Familie, or family reserve. From organically grown grapes. Limited production. Vegan. Drink or hold. 95/100

20
/20

Gerstl über: Riesling RDF Reserve der Familie

-- Gerstl: Nach wie vor kann oder will Karsten Peter die effektive Lage hinter diesem genialen Riesling nicht preisgeben. In Bad Dürkheim hat es gemäss Karsten viele geniale Weinberge, aber es wird nach wie vor zu wenig daraus gemacht. Der kristalline Duft ist hier wunderbar erkennbar. Das kalkhaltige Terroir hinterlässt beeindruckende Spuren und einen enormen Tiefgang. Dieser Duft strahlt Kraft, aber auch Eleganz und Noblesse aus. Die Kleinstproduktion von nur gerade 600 Flaschen macht diesen Wein zur echten Rarität. Mir gefallen die noblen Kräuter und die Würze im Wein, aber auch die zarten floralen Nuancen. Messerscharf, karg und von einer gewaltigen Mineralität geprägt am Gaumen. Wie ein Blitz durchfährt einen die Energie und lässt alle Sinne sofort hellwach werden. Die Frucht rückt hier etwas in den Hintergrund. Unglaublich straff, knackig, energiebeladen und total lebendig. Ein hochedler Riesling mit sehr viel Charakter. 20/20

Mein Winzer

Karsten Peter

Karsten Peter ist ein Wandler zwischen den Welten, sein steter Begleiter ist dabei der Riesling – aber eben nicht nur! Als Mastermind hinter den Weinen von Gut Hermannsberg hat er den Kultbetrieb wieder zu alter Größe geführt, nun startet er zusätzlich auf seinem Familienweingut in der Pfalz durch.

Riesling RDF Reserve der Familie 2022