Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2022

Weingut Max Ferd. Richter: Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2022

Limitiert

Zum Winzer

96+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
7,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
leicht & frisch
leicht süss
3
Lobenberg: 96+/100
Mosel Fine Wines: 93+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2022

96+
/100

Lobenberg: Hier wird sehr traditionell mit langem Hefelager und Spontangärung im Moselfuder gearbeitet. Das sorgt für eine Balance, Rundheit und Harmonie, wie sie an der Mosel nur selten zu finden ist. Die Reben sind 70 bis 90 Jahre alt und stehen im Kernbereich, dem absoluten Filetstück der Sonnenuhr. Allerbestes Terroir. Der Wein ist mit klassischen 45 bis 50 Gramm Restzucker angelegt und weit im zweistelligen Bereich der Säuren. 2022 ist ein richtiges Kabi-Jahr! Denn es ist reif, aber dennoch recht schlank. Die Säuren sind ziemlich on Point bei 8.5 Gramm, also klar weniger extrem als letztes Jahr. Tolle Frucht mit gelbem Pfirsich, gelbem Apfel, grüner Birne, sehr europäische Fruchtauslegung. Die Frucht ist so ultrafein und schwebend, dass es nur die Sonnenuhr sein kann. Direkt beim ersten Hineinriechen wird das klar. Duftige, zarte Aprikose, Flieder, Apfelblüte, vielleicht ein winziger Anflug von Lakritze. Kristallklar und transparent in seiner feinwürzigen, feingliedrigen Silhouette, obwohl die Konzentration schon immens ist. Der Mund ist der Hammer, weil der Wein so irre viel Zug hat. Die Trinkgeschwindigkeit ist immens, die Flasche leer sich von selbst. Dabei gibt es ja leider immer zu wenig von diesem Stoff aus den uralten Reben. Zugleich hat er aber eine hohe aromatische und mineralische Intensität, die sich völlig ohne Schwere oder Wucht ausdrückt. Die Säuren geben den Beat vor, sind schon einschneidend und kernig, aber es ist so feinziseliert in diese Struktur integriert, dass man es im Kopf nur schwer zusammen bekommen. Wie kann diese irre Säurefrische und die berstende Salzigkeit so fein daherkommen?! Muss man probiert haben, um es zu glauben. 96+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93+
/100

Mosel Fine Wines über: Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett

-- Mosel Fine Wines: The 2022er Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett was made from fruit harvested at a low 78° Oechsle on up to 100-year-old un-grafted vines and was fermented down to fruity-styled levels of residual sugar (45 g/l). This hay-colored wine still proves marked by residual scents from its spontaneous fermentation and only gradually reveals a gorgeous nose blending riper elements of pear and earthy spices with fresher ones driven by bitter grapefruit and white flowers. The wine is nicely playful on the moderately zesty and nicely light-weighted palate and leaves a superb even if subtle feel of tart fruity elements in the long finish. The balance is beautiful but rounder than in recent vintages, but there is clearly quite some potential when the wine reveals all its complexity and develops its cut. 2027-2047 93+/100

Mein Winzer

Weingut Max Ferd. Richter

Mosel-Riesling - seit 1680! Viele Betriebe rühmen sich mit Historie und Tradition, aber nur bei wenigen ist es so zutreffend wie bei Max Ferd. Richter. Ein Familienbetrieb in zehnter Generation, der seit 1880 einen der größten und umfangreichsten Fasskeller der Mosel besitzt. Knapp 20 Hektar in den...