Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs 2022

Sankt Antony: Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2048
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 96–97+/100
Suckling: 95/100
Parker: 94+/100
Gerstl: 20/20
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Dirk Würtz, der ja jetzt federführend bei St. Antony ist hat sich entschieden alle GGs zu 100 Prozent im Edelstahl zu vergären und auszubauen. Komplett spontanvergoren, während des gesamten Prozesses und auch zur Füllung nur sehr niedrig geschwefelt, das ist spürbar, die Weine zeigen sich offen, klar und zugänglich, selbst im jungen Stadium eher leicht oxidativ, zumindest keineswegs reduktiv, trotz des Stahlausbaus. Über 6 Wochen gelesen in vielen Durchgängen, extrem selektiv. Keine Maischestandzeit, langsam über 8 bis 10 Stunden oxidativ gepresst. Verbleib in den frühen Sommer des Folgejahres auf der vollen Hefe, dann abgezogen. Man hält die Nase ins Glas und boom! Man wir direkt von einer Ladung Passionsfrucht und reifer Grapefruit getroffen, dass man meint an der Amalfiküste zu stehen. Die Nase schreit Pettenthal! Würze, warmer Stein, Graphit und Holzkohle mit südlicher, warmer Zitrusfrucht von Orange bis Yuzu. Eine ungeheuerliche Mineralität entlädt sich im Mund, herbsaftig, warmsteinig, mit gewaltig viel Druck aus den Gerbstoffen, schiebt und zieht an den Papillen. Alles wird auf links gebürstet von dieser aufregenden Struktur, elektrisierend, zupackend, mit all dem dunklen Mineralspiel, das diese Lage so unvergleichlich ins Glas bringen kann. Eine Ode an die Freude!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Suckling über: Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs

-- Suckling: This extremely youthful Pettenthal has a fantastic nose of peach and pineapple chutney, then a wonderfully subtle juiciness that’s accented by a slew of spicy and flinty notes. Very long, polished and delicate finish that makes you feel glad to be alive. Drinkable now, but best from 2024. 95/100

94+
/100

Parker über: Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs

-- Parker: The 2022 Riesling Pettenthal GG is deep, pure and intense yet also refined on the nose that combines very fine saline/stone or terroir notes with elegant fruit aromas that are clear Riesling but tend toward tropical fruits. The finesse on the palate is again pure Pettenthal and so is the mineral finesse and intensity of the 2022 that shows the ripe and well-concentrated fruit of 2022 yet here with fine, mineral-grounded juiciness. This is another spectacular 2022 from the Pettenthal, yet perhaps it is not as multidimensional as the stunning 2022 Zehnmorgen. 12% stated alcohol. Screw cap. Tasted in November 2023. 94+/100

20
/20

Gerstl über: Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs

-- Gerstl: Obwohl alle Grossen Gewächse in diesem Jahr noch nicht ganz fertig vinifiziert waren, als wir sie degustierten, lassen sich die Qualität und das Potenzial sehr gut erkennen. Der Pettenthal glänzt einmal mehr mit einer unvergleichlich einnehmenden und tiefgründigen Aromatik. Zitrisch und gelbfruchtig geprägt, mit viel Frische und einem kühl-würzigen Hintergrund. Traumhaft auch die Mineralität und die floralen Nuancen. Schmelz und Säure im Auftakt mit einer Fülle aus fruchtigen und mineralischen Aromen im herrlichen Zusammenspiel. Trotz seiner Dichte und Kraft wirkt der Wein immer noch sehr elegant, frisch und leichtfüssig. Dies hat er der hervorragenden Balance zu verdanken, die ihm eine delikate Harmonie verleiht. Pettenthal ist definitiv einer meiner Lieblingslagen. 20/20

Mein Winzer

Sankt Antony

Ein Winzer aus Rheinhessen, der am Roten Hang nicht nur Riesling, sondern auch Blaufränkisch erzeugt? Dieses Bekenntnis zum Mut beschreibt Felix Peters wohl am besten.

Riesling Nierstein Pettenthal Großes Gewächs 2022