Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2021

Holger Koch: Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2021

Zum Winzer

94–96
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2042
Verpackt in: 6er
9
strukturiert
pikant & würzig
seidig & aromatisch
3
Lobenberg: 94–96/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2021

94–96
/100

Lobenberg: Das ist die kühlste und höchste Lage. Allerdings auch sehr von der Sonne verwöhnt. Der Unterschied zwischen heißen Tagen und kühlen Nächten ist hier ganz besonders ausgeprägt. Es ist ein französischer Klon aus Selection Massale erzeugt. Komplett spontane Vergärung im Holz, Ausbau im Barrique auf der Hefe. Die Stilistik ist eine Fortsetzung des Herrenstücks. Holger Koch ist einer der wenigen Winzer, der recht früh angefangen hat, konsequent französische Genetik zu pflanzen. Dieser Weinberg wurde 1999 angelegt, also ist jetzt 20 Jahre alt. Diese französischen Klone kommen mit dem neuen Klima deutlich besser zurecht. Es ist ein wunderbar schlanker, frischer und saftiger Jahrgang mit grünblättrigen und kräuterigen Aromen. Ein klassisches, kühles und straffes Jahr, wir gehen weg vom üppigen Hedonismus der Vorjahre, von der überwältigenden Fülle und Kraft, es wird feingliedriger und zarter. Dieser leichtfüßigere und alkoholschlankere Stil passt ja auch gut in die Zeit, in der viel mehr Frische gefragt ist. Heute sind die kühlen Jahre viel seltener als die heißen, daher sollten wir sie schätzen, wer weiß wie viele wir davon noch sehen werden. Es hat viel rote Frucht, das gefällt mir sehr gut, es hat eine feine süße Cranberry, dazu Johannisbeerstrauch, schlanke Herzkirsche, straff und saftig. Das gibt dem Wein eine hohe Frische und viel Energie auf der Zunge. Langer, rotfruchtiger, leicht krautwürziger, kühler Nachhall. 94-96/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2021