Lobenberg: Thierry Faravel hat nur winzige 9 Hektar Rebland in den höchsten Lagen von Gigondas. 70 Prozent Grenache und 30 Prozent Syrah. 45 Jahre alte Weinberge des Grenaches, die Syrah sind 30 bis 35 Jahre alt. In 2021 hat Familie Faravel sich entschieden rund 60 Prozent zu entrappen, etwas mehr als üblich. Die ca. 1 Monat dauernde Fermentation geschieht in Zement, rund zwei Drittel wird danach im gebrauchten Fuderfässern ausgebaut, der Rest bleibt im Betontank. Die Malo erfolgt zuvor in kleinen Fässern. Nach einem Jahr Ausbau werden die Gebinde verschnitten zur Abfüllung. 2021 wurde Anfang Mai 2023 abgefüllt. Das Besondere bei Thierry Faravel ist die späte Lese in voller Reife des auf 350 m Höhe reifenden Weins. Vergoren wird, sofern der Jahrgang die nötige Reife hat, überwiegend inklusive der Rappen (Vendange entière), das macht von den Top-Erzeugern nur La Bouissiere. Das gibt zusätzlich nochmal Frische. In 2021 ist es aber wie gesagt etwas weniger, aber der Jahrgang hat ja genug Frische. Das Erstaunliche an diesem Gigondas ist, dass er von den drei Superstars der am höchsten gelegene ist und man daher den feinsten, schlankesten Wein erwartet, aber häufig das Gegenteil der Fall ist. Faravels haben einen eher reifen Stil, wir sind hier klar im Süden und gehen nicht Richtung Pinot Noir wie die feinen Perrins oder Santa Ducs manchmal. 2021 hat dennoch diesen ans Burgund erinnernde Kirschauslegung in der Aromatik, ist aber für das Jahr sehr druckvoll, intensiv und reich. Amarenakirsche, Olivenpaste, Holunderbeeren, Thymian und Veilchen. Auch deutlich salzig-süßer Kalkstein darüber. Der Mund ist bezaubernd, saftig, crunchy, Sauerkirsche, Blutorange, Pfirsich, Valrhônabitterschokolade, Kaffeebohnen. Die Tannine sind kühl und seidig, greifen die tolle Frische des Weines auf. Für Gigondas ist das schon ein leichtfüßigerer, feinerer Stil, den dieses Jahr hervorgebracht hat. Thierry selbst liebt den Jahrgang genau wie ich. Es ist einfach so köstlich fein, verspielt, tänzelnd, zeigt weder Wärme noch Schwere, obwohl wir ja hier auch bei annähernd 15% vol. Alkohol sind, ein leichtes Jahr ist das gar nicht. Aber es ist das trinkigste, ja süffigste Jahr für diesen Wein an das ich mich erinnern kann. Was für eine Freude, der Gigondas strahlt! 94-95/100