Gigondas Vieilles Vignes 2022

Michel Tardieu - Gigondas und Rasteau: Gigondas Vieilles Vignes 2022

Zum Winzer

99–100
100
2
Grenache 90%, Mourvedre 5%, Syrah 5%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2055
Verpackt in: 12er
9
voluminös & kräftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 99–100/100
6
Frankreich, Rhone, Gigondas und Rasteau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Gigondas Vieilles Vignes 2022

99–100
/100

Lobenberg: Laut den Tardieus ist Gigondas zusammen mit Rasteau, Vacqueyras, Cairanne und Vinsobres die interessanteste Appellation überhaupt in 2022. Diese Hochlagen mit uralten Reben haben weniger unter der Trockenheit gelitten. Großer Vorteil ist natürlich die tiefe Verwurzelung der alten Reben. Die Nase vom 2022er Gigondas: eine brutale Wucht. Assam-Tee und Darjeeling. Tee bis zum Abwinken. Das ist schon spektakulär! Dahinter Veilchen, würziger Holunder, Lakritze, Feige, Eisen und schwarze Kirsche. Nicht süß, sondern einfach nur hochintensiv. Dazu ein wenig Wacholder und Myrre. Im Mund die zum Tee passende Honigsüße. Feige, süße schwarze Kirsche – lang und intensiv. Die Chilischärfe aus den Rappen kommt nur leicht durch und wird überdeckt von dieser hohen Intensität an Frucht und Würze. Unglaublich lang! Der Wein erinnert mich spontan an den Le Poste von Saint Cosme, der in gleicher Höhenlage geerntet wird. Großer, großer Stoff für ein langes Leben. Immer wieder hochrollend in dieser süßen Veilchen- und Feigen-Ausrichtung. Aber nichts ist aggressiv, sondern total balanciert. Der süße Honig kommt wieder hoch. Ein echter »Viel-Wein«. Wow, die Augen ziehen sich zusammen! Ich muss den Rest langsam aussprechen, weil mein Mund noch so geflasht ist von dieser hohen Intensität. Fast ein wenig überwältigend. Brutal gut. 99-100/100 *** Der Gigondas von Tardieu kommt von fünf verschiedenen Plots. In den letzten Jahren wurde die Auswahl der Plots etwas verändert, man hat sich mehr auf höhere Lagen konzentriert. Die Plots liegen zum Teil auf mittlerer Höhe, der Rest in den obersten Bereichen der Appellation, wo La Bouïssière seinen Sitz hat. Die Majorität kommt von einem einzelnen Weinberg mit über 100 Jahre alten Reben. 90 Prozent Grenache, fünf Prozent Syrah und fünf Prozent Mourvèdre. Die Grenache und die Mourvèdre sind 60 bis 100 Jahre alt, die Syrah über 40 Jahre. Der Wein hat 14,5 Volumenprozent Alkohol. Drei Viertel der Trauben werden nicht entrappt. Das Ganze wird im Beton spontan vergoren. Danach erfolgen Malo und der zehnmonatige Ausbau in Barriques mit Zweit- und Drittbelegung. Anschließend wird der Wein für weitere 12 Monate in Doppelstück von Stockinger gelegt. Die Weine werden nicht geschönt und nicht filtriert, bevor sie in die Burgunderflaschen gefüllt werden. Seit dem Jahrgang 2020 mit der teuersten Korkvariante von DIAM ausgestattet, die neben Naturkork 100 Prozent natürliche Materialien wie Rizinusöl und Bienenwachs enthält.

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!

Mein Winzer

Michel Tardieu – Gigondas und Rasteau

Michel Tardieu, anerkannt einer der besten Weinmacher Frankreichs (hier mit dem einzigen Weingut als abfüllender Negociant), erhielt 2013 vom französischen Weinpapst Michel Betanne die Höchstbewertung von 5 Sternen. Diese Bewertung erhielten nur ganze drei Weingüter in Frankreich.

Gigondas Vieilles Vignes 2022