Le Joyau 2022

Le Joyau 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–100
100
2
Cabernet Sauvignon 48%, Merlot 48%, Petit Verdot 4%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2055
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–100/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Cotes de Blaye
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Le Joyau 2022

97–100
/100

Lobenberg: 48 Prozent Merlot, 48 Prozent Cabernet Sauvignon und vier Prozent Petit Verdot. Der Alkoholgehalt liegt bei 14 Volumenprozent. Die Lese war am 25. September abgeschlossen. 35 Hektoliter Ertrag pro Hektar. Die Trauben wurden im Keller komplett entrappt, die Maische anschließend im aufrechtstehenden Holzfass spontan vergoren. Der Ausbau danach in 100 Prozent neuen Barriques. Die Nase ist berauschend ätherisch und unglaublich aromatisch! Ein Traum von Holunder, Sauerkirsche und roter Zwetschge, dazu helle Lakritze, viel Nougat und Walnüsse. Aber immer wieder viel rote Frucht, auch etwas Erdbeere und Himbeere. Rote Paprika nur in Form von ganz reifer Spitzpaprika. Was für ein schönes Potpourri an roter Frucht! So duftig! Köstlicher Mundeintritt. Wow, wie schick, was für eine Freude! Ich hätte nicht gedacht, dass man den 2020er in seiner strahlenden Schönheit jemals wieder erreichen könnte. Aber 2022 schafft das. Feinste schicke Lakritze, etwas Minze, After Eight, aber insgesamt eher ein burgundisch-feiner Wein. Irgendwo zwischen Chambolle-Musigny und Gevrey-Chambertin changierend. Eine feine Köstlichkeit im Mund mit extrem seidigen Tanninen. Nichts schmerzt, nichts ist unreif, trotzdem ist es auch eindeutig Cabernet Sauvignon in einer verträumten Ausführung. Der Wein steht für Minuten mit seinem salzigen Nachhall. Einfach ein extremes Leckerli – Hedonismus pur und eine Freude für alle Menschen, die nicht den klassischen Bordeaux wollen, der ihnen in die Fresse haut, sondern einen Bordeaux, der einfach nur Freude spendet, der hedonistisch ist. Ein Wein mit Klasse und erstaunlicher Frische! Das ist ein echter Wiederholungsfall von 2020. Da hat Dominique Leandre-Chevalier sich selbst nochmal übertroffen. Sein letztes Werk, denn er geht jetzt in Rente. 2022 ist quasi sein Vermächtnis. Superb! 97-100/100 *** Dominique Leandre-Chevalier hat hier in Cotes de Blaye ein extrem biologisch bearbeitetes, aber nicht zertifiziertes Weingut. Es werden keine Traktoren eingesetzt, alles wird mit dem Pferd gepflügt. Dichtpflanzung mit 10.000 bis 33.000 Stöcken pro Hektar. Aber nicht nur Dichtbepflanzung, sondern auch sehr dicht am Boden befindliche Trauben, nur 5-6 Trauben und nur maximal 400-500g Ertrag pro Weinstock. Dieser extrem geringe Ertrag pro Weinstock bringt natürlich diese unglaubliche Dichte. Das Ganze geschieht natürlich, Dominique braucht keine grüne Lese durchführen. Das ist Ertragsbeschränkung auf ganz natürliche, biologische Art. Die Trauben werden komplett entrappt, die Beeren nicht angequetscht und dann in aufrechtstehenden, offenen Barriques vergoren. Die Fermentation läuft über mehrere Wochen, alles läuft in Handarbeit. Nach der Gärung wird ganz vorsichtig abgepresst, überwiegend nur der Free Run verwendet. Der Wein wird dann in einen großen Betontank gelegt. Dort läuft dann die restliche Fermentation ab und auch die Malo. Ein Teil der unverletzten Beeren hat intrazellulär gegoren, wir haben also viel Frucht. Nach dem Aufenthalt im Beton geht der Wein in 100 Prozent neue Barriques. Dort verbleibt er weniger als 12 Monate, zwischendurch wird die Hefe immer wieder aufgerührt. Nach zehn bis zwölf Monaten wird der Wein dann zum Absitzen ins große Holz gelegt. Er wird relativ früh gefüllt, da Dominque den starken geschmacklichen Einfluss des neuen Barriques kleinhalten möchte.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

19+
/20

Gerstl über: Le Joyau

-- Gerstl: Im Duft erinnert er etwas an einen Kalifornier, verführerische Kräu- ter bis hin zu einem Hauch Eukalyptus, feine rotbeerige Frucht. Das ist ein sinnliches Parfüm, absolut betörend, überaus edel, der Duft geht unter die Haut. Das ist ein ganz edler, grosser Bordeaux, Tannine wie Samt und Seide, der Wein streicht wie eine Feder über die Zunge. Da sind Saft und Schmelz ohne Ende, eine sagenhafte Delikatesse, burgundische Feinheit. Das ist der raffinierteste Le Joyau, den ich kenne. (mg) 19+/20

Mein Winzer

Domaine Leandre-Chevalier

Dominique Leandre-Chevalier wollte ursprünglich nicht Winzer werden. Und nun ist er sogar ein Hexenmeister der Gattung. Von nur drei Hektar biodynamisch bearbeiteter Parzellen, die zum Teil mit 10.000, mit 11.000, zum Teil sogar mit 33.000 Stöcken pro Hektar bepflanzt sind, zum Teil reinsortig mit...

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