Chateau Leognan 2022

Chateau Leognan 2022

Holzkiste

Zum Winzer

95–97
100
2
Cabernet Sauvignon 70%, Merlot 30%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2031–2053
Verpackt in: 12er OHK
9
strukturiert
pikant & würzig
saftig
3
Lobenberg: 95–97/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pessac Leognan
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Leognan 2022

95–97
/100

Lobenberg: Die Assemblage besteht 2022 aus 70 Prozent Cabernet Sauvignon und 30 Prozent Merlot. Der Wein hat 13,5 Volumenprozent Alkohol, der Ertrag lag bei 42 Hektolitern pro Hektar. Insgesamt gibt es 30.000 Flaschen. Hochreife Nase mit konzentrierter schwarzer und roter Kirsche. Aber auch Amarenakirsche und Backpflaume. Unglaublich dicht, schon leicht scharf in der Nase. Nicht vom Alkohol, sondern von der Intensität der frischen Frucht. Fast süße, schwarze Himbeere. Darunter süße, rote und schwarze Cassis. Unglaublich viel Wucht mit satter Lakritze und flüssiger schwarzer Schokolade, dazu Walnuss und viel Feige. Etwas, das ich in der Form auch schon bei Domaine de Chevalier erlebt habe. Nicht dieses Tänzelnde wie in 2019, 2020 und 2021, sondern viel Druck, viel Reife und ziemlich viel Wucht – erstaunlich! Sauerkirsche und Himbeere, alles süß verwoben mit Veilchen im salzbetonten Mund. Langer Nachhall auf der Zunge, ziemlich üppig und fast erotisch-weich rüberkommend. Satte Tannine in Hülle und Fülle, aber gut geschliffen, nichts Grünes, nichts Unreifes, aber viel, viel, viel. Und vor allen Dingen ein dichter, voluminöser Wein. So war es auch schon beim Domaine de Chevalier. Dieser Teil von Pessac-Léognan fällt deutlich intensiver aus als die Eleganz von La Mission oder Seguin. 95-97/100 *** Die reine Fläche von Château Léognan ist 1989 gepflanzt worden, sie umfasst nur sechs Hektar. Die Reben stehen direkt neben jenen der Domaine de Chevalier. Bisher waren sie Bestandteil des Erstweins von Chevalier. Hier stehen 10.000 Stöcke pro Hektar, der Ertrag ist mit unter 500 Gramm Trauben pro Rebe extrem gering. Diese Dichtpflanzung ist State of the Art. Der Besitzer des Château Léognan hat das Weingut vor einigen Jahren gekauft, die Weinberge werden biologisch bearbeitet, sind aber noch nicht zertifiziert. Allerdings sind sie bereits in dem von Landwirtschaftsministerium aufgesetzten HVE3-System aufgenommen und damit in Sachen Umweltverträglichkeit zertifiziert. Die sechs Hektar kamen an den Besitzer, weil der Verkauf des Weinguts an die Domaine de Chevalier nicht zu Stande kam, da diese nur an den Weinbergsflächen, nicht aber an den 80 Hektar Wald und Wiesen interesseiert war. Der neue Besitzer hat alles zusammengekauft und bewirtschaftet nun auch diese sechs Hektar Top-Reben mit 30 Jahren Rebalter nach biologischem Vorbild im Weinberg und im Keller. Spontan im Beton vergoren und dann der Ausbau in französischer Eiche für 14 Monate, 50 Prozent Neuholz.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

19
/20

Gerstl über: Chateau Leognan

-- Gerstl: Die Reben haben ein Alter von 30 Jahren, was man im Wein mit seiner Kraft und seinem kühlen Tiefgang gut erkennen kann. Sehr schöne Pessac-Léognan-Aromatik mit Graphitnoten, etwas Teer, Tabak und Trüffel. Mächtige schwarze Frucht aus Kirsche, Brombeere, Holunder und zarten Anflügen von rotbeeriger Frucht. Ein imposanter Kräuterschwall begleitet das delikate Fruchtbouquet und strahlt einen ätherisch kühlen Untergrund aus. Der Wein zeigt sich total frisch und saftig, mit dem geringen Alkoholgehalt kann man schon fast von einem Leichtgewicht sprechen, wäre da nicht dieser beeindruckende Fruchtschwall mit einer atemberaubenden Dichte. Das ist schon fast eine burgundische Eleganz im Glas. Verstärkt wird dieser Eindruck noch von den sanften Tanninen, die dem Wein eine sehr gute Struktur verleihen. Eine würzige Finalissima mit zart pfeffrigen Noten bildet das herrliche Schlussbouquet. (pb) *** Das ist sagenhaft raffiniert, kraftvoll, komplex, tiefgründig, aber vor allem verspielt leichtfüssig. Das ist so ein fröhlicher, liebenswürdiger Wein, dessen Charme kaum jemand widerstehen kann. Gleichzeitig ist es ein grosser, präziser, überaus edler Wein, ein himmlisches Getränk. (mg) 19/20

Mein Winzer

Leognan

Diese im Jahre 1989 gepflanzten sechs Hektar stehen direkt neben der Domaine de Chevalier, denn sie waren bisher Bestandteil des Erstweins und somit in der Bearbeitung der Domaine de Chevalier. 10.000 Stöcke pro Hektar. Unter 500 Gramm Ertrage je Pflanze, state of the art. Die Familie Bernard von...

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