Chateau Gaillard Grand Cru 2022

Chateau Gaillard Grand Cru 2022

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

96+
100
2
Merlot 70%, Cabernet Franc 30%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2047
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 96+/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Gaillard Grand Cru 2022

96+
/100

Lobenberg: 70 Prozent Merlot und 30 Prozent Cabernet Franc. Der Alkoholgehalt liegt bei 14,5 Volumenprozent. Die Nase ist faszinierend. Wow, was für eine Schönheit! Schwarze Kirsche, rote Kirsche, alles spielt miteinander. Zwetschge, auch gelbe Frucht mit Mango, dazu Walnuss und Aprikosenkerne. Sehr schick und tänzelnd – was für ein Saint-Émilion in diesem Preisbereich! Im Mund nochmal mehr Frische aus Himbeere, Erdbeere, roter Kirsche und Sauerkirsche. Tolle salzige Kalksteinlänge dazu – genial im Finessespiel! Der 2022er ist definitiv mindestens auf dem gleichen Niveau von 2018, 2019 und 2020. Eine schwebende Schönheit mit so viel Dichte und gleichzeitig so viel Feinheit. Aber natürlich ist es Saint-Émilion und es ist 2022: Dieses satte Volumen und trotzdem das Delikate dazu. Das ist schon ziemlich opulent trotz all der Feinheit. Ein eindrucksvoller Saint-Émilion in diesem Preisbereich! 96+/100Inhaberin von Château Gaillard ist Cathérine Papon-Nouvel, der auch Clos St Julien, Petit Gravet Ainé und Château Peyrou gehören. Auch dieses Weingut arbeitet biodynamisch und ist zertifiziert. Lehmböden mit Kalkanteil, die Reben sind über 50 Jahre alt. Gaillard umfasst fünf Hektar. Das Weingut ist seit 1792 im Familienbesitz und liegt ganz am Rande der Appellation Saint-Émilion an den unteren Ausläufern der Hänge, der Côte Pavie. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben. Die Weine werden natürlich – wie bei Biodynamikern üblich – spontan im Edelstahl vergoren. Der Ausbau geschieht im gebrauchten Barrique.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

19
/20

Gerstl über: Chateau Gaillard Grand Cru

-- Gerstl: Herrlicher Merlot-Duft mit einer extremen Fruchtfülle aus schwarz- und rotbeerigen Aromen. Schwarze Kirsche, Brombeere, Heidelbeere, Johannisbeere, Himbeere und Erdbeere im genialen Zusammenspiel. Ein Bouquet, das davon zu schweben scheint und trotzdem eine imposante Fülle und Dichte zeigt. Mich beeindruckt der zart würzige und kühle Hintergrund, der dem Wein viel Tiefgang verleiht. Herrliche florale Nuancen bereichern dieses geniale Duftbild. Ein traumhafter Gaillard, allein schon vom Duft her. Am Gaumen supersaftig und genial frischfruchtig. Hier geht ein Feuer- werk ab, was für ein gewaltiges Hin und Her zwischen Frucht und Frische! Immer wieder erstaunt mich die Säure in diesem Jahrgang, die für die Super-Balance in den Weinen sorgt. Auch die Tannine sind derart geschliffen fein, dass der Wein extrem trinkfreudig daherkommt. Sehr langes Finale, das Fruchtaromen und Würze noch Minuten später präsent hält. Ein genialer Wein. (pb) 19/20

Mein Winzer

Chateau Gaillard

Das biodynamische Château Gaillard liegt am Rande der Appellation Saint-Émilion, an den unteren Ausläufern der Hänge – der Côte Pavie. Bereits seit 1792 in Familienbesitz der Nouvels, entsteht hier heute ein grandios feiner, balancierter Ausnahme-Saint-Émilion auf beeindruckend hohem Niveau. Im...

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