Pinot Noir Pilgersberg 2021

Goldener Ring - Kai Müller: Pinot Noir Pilgersberg 2021

Zum Winzer

96+
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2041
Verpackt in: 6er
9
seidig & aromatisch
pikant & würzig
strukturiert
3
Lobenberg: 96+/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Noir Pilgersberg 2021

96+
/100

Lobenberg: Die Reben des 2011 gepflanzten Weinberges aus einer extrem ertragsreduzierten burgundischen Selektion Massale weisen eine Pflanzdichte von 14.000 Stöcken pro Hektar auf. Das heißt, der Einzelstockertrag ist winzig. Das führt insgesamt zu nur zwei Barriques. Das ist einfach eine so schräge Story. Ein Lehrerehepaar verwirklicht seinen Traum im privaten Garten, der ein ehemals genialer Weinberg auf reinem Kalksteinfels (leichte Lößauflage darauf) über der Stadt Oppenheim ist. Er wird ausgebaut im gebrauchten Barrique von einer Tonnellerie aus dem Burgund. Die Vergärung geschieht immer mit einem gewissen Anteil Rappen und findet in speziellen Cuves von Stockinger statt. Handgefertigt, extra für Kai Müller. Ein Teil der Trauben wird von Hand vom Stilgerüst getrennt, um keinerlei Verletzung der Beeren zu verursachen. Säure, Frucht, Tannin, alles ist perfekt ausgewogen, greift in einander, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Nase zeigt eine tolle Frucht, strahlend und klar, rote und dunkle Kirsche, Schlehe, Sanddorn, Nelkenpfeffer und schwarzer Pfeffer. Fast dramatische Frische aus pikanter Blutorange darunter. Ein enormer Mundeintritt mit hoher Intensität und viel Zug aus den Rappen, das ist richtig aufregend, schon sehr burgundisch, etwas rotfruchtiger als das Vorjahr, saftig, vibrierend und sehr, sehr fein. Das ist von der Ausrichtung eher zwischen Vosne Romanee und Chambolle, irgendwie Stilistik Meo Camuzet. Der entrappte und der unentrappte Teil werden jeweils separat in den zwei Barriques ausgebaut und hinterher cuvetiert. Das passt dann schon ganz gut zusammen, der eine Teil ist deutlich würziger und griffiger, der andere Teil zeigt mehr Länge auf der Frucht. Das ist schon großes Kino, was Kai Müller hier in Kleinstproduktion unter seinem Wohnhaus im Keller liegen hat. Ein Unikat mit hohem Spaßfaktor und einem hocheigenen Charakter. 96+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Goldener Ring – Kai Müller

Kai Müller ist Künstler und Pinot-Noir-Verrückter. Und er hat direkt vor seinem neu gebauten, avantgardistischen Wohnhaus einen winzigen alten ehemaligen Rebberg vorgefunden. Es gibt nur 1800qm auf einer Parzelle, die vor weit über 100 Jahren ein Weinberg im Besitz des Reichstagsarchitekten Paul...

Pinot Noir Pilgersberg 2021