Lobenberg: Der Bürgstadter Berg zieht sich ins Erftal hinein, was ein kühleres Seitental des Maintals ist. Das kleine Flüsschen zieht sich vor Centgrafenberg und Hundsrück entlang. Hier ist es kühler als am Hang in Klingenberg. Dieser Wein kommt komplett aus Hanglagen. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer „Vormazeration“. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Rund 30 Prozent Ganztrauben in der Ersten Lage. Der Unterschied von der Ersten Lage zum Bürgstadter Ortswein ist, dass dieser Wein hier nur aus den Grands Crus von Bürgstadt stammt. Dadurch wurden die 20er in etwas kühleren Herbsttemperaturen gelesen werden konnte. Der Jahrgang steht irgendwo zwischen 2018 und 2019 in seiner Art, mit der dunkelbeerigen, hedonistischen Frucht von 2018 und der etwas frischeren, straffen Art von 2019. Die Frucht ist hedonistisch und hoch fein, die Kirsche ist dunkel schattiert, es kommt auch Unterholz und grünes Zigarrendeckblatt, Minze hinzu. Viel schwarzer Pfeffer, der sich wie eine staubige Wolke über das Glas legt. Und dann kommt der Mund und man wird fast weggeblasen von dem saftigen Druck, der da in den Mund schießt. So berauschend in seiner Frische, was man diesem trockenen Jahr gar nicht zutrauen will, erinnert fast etwas an 2017 in seinem üppig-saftigen, sehr energetischen Trinkfluss. Kristallin und präzise, verblüffend kühl und makellos geschliffen. Die massiven, aber samtig Tannine tauchen im Nachhall wie aus dem Nichts auf und nehmen den Gaumen in eine wohlige Gefangenschaft. Ein köstlicher Spätburgunder, etwas feiner, charmanter und einnehmender als das etwas verschlossenere 2019. Grip, Salz, Finesse, Saftigkeit, Frucht, alles ist da und fein miteinander verwoben. Fürst 2020 ist ein Traum in Feinheit. 95/100