Lobenberg: Die Assemblage von Petit Village 2021: 65 Prozent Merlot, 26 Prozent Cabernet Franc und neun Prozent Cabernet Sauvignon. Ausbau nur in 500-Liter Tonneaux. Die Nase ist hier enorm geprägt von der feinen Cabernet Franc. Dazu die reife Kirsche von der Merlot, die einen ultra schicken Finesse-Touch gibt. Super reif, sehr konzentriert, tiefgründig, unfassbar geprägt vom Terroir. Schwarze Erde in der Nase, fast etwas vulkanisches, Basalt-artiges. Kühle Eukalyptusnoten geben viel Frische mit. Nichts ist hier grün, sondern einfach so schön reif. Schwarzkirsche, tabakige Würze, dazu Cassis. Reife Zwetschge, schönes Wechselspiel aus dieser dunklen, saftigen, reifen Frucht und enorm tiefgründiger Mineralität. Man denkt spontan an den Nachbarn Trotanoy, gleiches Terroir, gleiches Rebalter. Die Käufer wussten vor Jahren schon, warum Sie genau dieses Chateau kaufen wollten. Am Gaumen dann mit ordentlich Schub aus dem reifen Tannin, eine wirklich beeindruckende Textur für diesen zarten Jahrgang. Immenser Druck aus der schwarzen Beerenfrucht, Lakritze und ätherische Kühle sorgen für eine erstaunliche Komplexität im Nachhall. Wirklich großartiger Stoff vom besten Terroir des Pomerol. Drei Jahrgänge hat es gebraucht, diesen Schatz immer mehr zu heben, jetzt ist der Weg nach oben beschritten. 96-98+/100 *** Petit Village ist eines der bestgelegenen Châteaux in Pomerol. Auf dem höchsten Terroir gelegen mit dem charakteristischen blauen Lehm im Untergrund. Gerade in Front von Vieux Château Certan, etwas dahinter La Conseillante, danach kommt L’Evangile. In unmittelbarer Umgebung auch Trotanoy, La Fleur-Pétrus, Le Pin und auch Pétrus. Es ist wirklich der Beginn einer Reihe großartiger Terroirs. Petit Village wurde 2020, nach Abwicklung des Jahres 2019, von Christian Seely (Axa) verkauft an die Investorengruppe um Ginette Moulin, die bereits an Château Beauregard beteiligt und Mehrheitsaktionärin der Galeries Lafayette ist. Das Hauptziel ist natürlich, aus Petit Village ein Kleinod allererster Güte zu machen und unter den Top Ten von Pomerol zu landen. Das wird sicherlich in den nächsten Jahren Stück für Stück eintreten. Heute wird Petit Village qualitativ immer noch etwas unter Wert geschlagen. Dass dieses Terroir in der Vergangenheit nicht wirklich ausgereizt wurde, lag natürlich an den früheren Besitzern, einer Versicherungsgruppe, der schlicht der Ehrgeiz fehlte. 2020 läutet eine neue Generation von Weinen ein, es war der zweite Jahrgang unter den neuen Besitzern. Von den 10,5 Hektar Rebfläche gingen damals nur 4,8 in den 2020er, um zu zeigen, was hier möglich ist. Nur 10.000 Flaschen satt der üblichen 50.000. Der Kellermeister ist der gleiche wie bei Beauregard, Guillaume Frédoux. Er arbeitet seit 2015 bei Beauregard und begleitete die ganze Umstellung zu Bio. 2021 ist für Petit Village das zweite Jahr der Bio-Konversion. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.