Lobenberg: Dieses GG ist eine Auskopplung, eine Auslese aus den ältesten Reben des Rausch GGs. Es ist ein einzelnes Gewann, ein eigener Abschnitt im Saarburger Rausch, auch historisch „auf der Rausch“ benamt und dann als eigenes GG ab 2018 separiert. Der Wein verbleibt 15 bis 18 Monate auf der Hefe und wird erst ein Jahr später ausgeliefert. Also aus den ältesten, konzentriertesten Reben, mit langem Fassausbau. Ein Weg, den von Ernie Loosen bis Peter Jakob Kühn inzwischen durchaus viele gehen. Vielleicht eine Weiterentwicklung der zitruslastigen, manchmal etwas fordernden Rieslinge, hin zu einer burgundischen Ausrichtung. Ich finde, das ist grundsätzlich ein toller Ansatz als Ergänzung zu den klassischen GGs. Die Nase dieses 2018er Reserveweins erstaunt mich dann aber doch ein bisschen. Es ist typisch Mosel, es ist typisch Saar, aber es ist verglichen mit dem 18er normalen GG nochmal unglaublich feiner, grazil verspielter und zugleich cremiger. Und doch ist der Wein sehr konzentriert. Keine stechende Zitrussäure, nichts Anstrengendes in der Nase, aber eine hohe Würze und Konzentration. Das ist weißer Pfirsich mit Melone, mit Zitronengras, Orangen- und Zitronenabrieb. Aber dicht und weich. Und er hat trotzdem eine satte Konzentration. Fast ein wenig Holz. Die Nase ist mega! Der Mund hingegen ist nur noch fein. Filigran, tänzelnd, verspielt. Wie Kühns Unikate aus dem Rheingau, nur eben saarspezifisch zarter. Im Reigen der vielen, etwas lauteren 2019er, muss sich dieser 2018er einen eigenen Platz erkämpfen. 2018 hat im direkten Vergleich mit den lauten und intensiven 2019er nur Luft, wenn man Eleganz und Feinheit als vorrangig akzeptiert, wenn man Riesling möchte, der wenig anstrengt und trotzdem multikomplex ist. Ultrazart, verspielt, fein und zurückhaltend. Eine Art Chambolle Musigny in weiß von der Saar. Das macht große Freude. Aber dieser 2018 braucht noch drei, vier Jahre. Es geht hier nicht darum, dass es kracht. Es geht hier nur um sanftes Streicheln und hintergründiges, sophisticated, multikomplexes Genießen und Träumen. Ein Weltmeister der Feinheit. 100/100