Lobenberg: Château Le Boscq gehört zum Imperium der Thienot Champagner-Familie, zu dem auch Belgrave in Haut-Medoc und La Garde in Pessac-Léognan gehören. Auch einer der größten Négociant hier, CVBG, gehört zu diesem Imperium. Le Boscq ist spätestens seit 2009 und 2010 im Bereich der Verfolger der Spitze angekommen, also oberes Mittelfeld. Natürlich sind Montrose, Cos d´Estournel und Calon Ségur in ihrer Spitzenstellung nicht gefährdet. Aber dann im Reigen der Zweiten von Lafon-Rochet bis Phélan Ségur, bis Meyney und eben Le Boscq (gegebenfalls in der weiteren Verfolgung Lilian Ladouys), ist es ein echter Kampf und mittlerweile ein Gerangel überragender Domaines in dieser Appellation. Gerade in den warmen Jahren, die es ja durch den Klimawandel immer häufiger gibt, ist die hohe Reife gegeben auf einem grundsätzlich eher kühleren Terroir. Das ist dann schon ziemlich perfekt. Schon 2018 war Le Boscq ein Überflieger, musste sich da jedoch Château Meyney noch etwas beugen. Ob 2019 besser wird als 2018, vermag ich im Moment noch nicht zu sagen. Ich kann aber schon recht früh beantworten, dass 2019 auf dem gleichen Niveau ist. Die Cépage ist 46 Prozent Cabernet Sauvignon, 46 Prozent Merlot, sechs Prozent Petit Verdot und zwei Prozent Cabernet Franc. Die Nase ist berauschend in ihrer hohen schwarzen Aromatik. Pumpernickel, süße Maulbeere, ein bisschen Blaubeere und Cassis darunter. Intensiv rote Kirsche, aber das Schwarze dominiert ganz klar. Brombeere kommt langsam und dann eine erdige Würze. Das Ganze wird gut von Holz gestützt. Die Nase erinnert in ihrer ganzen Ausrichtung sehr an Château Cos d´Estournel mit dieser schwarzen Konzentriertheit. Dem folgt ein köstlicher Mund, man kann es gar nicht anders beschreiben. Einfach köstlich… Satte schwarze Kirsche, aber auch ein bisschen pinke Grapefruit darunter. Eine tolle Frische, rote Johannisbeere und Waldhimbeere. Ein bunter Reigen von Waldfrüchten. Das Ganze bei hoher Intensität. Es ist echt schwierig, wenn die frühere dritte Reihe inzwischen in der zweiten angekommen ist und so viel Gas geben kann. Es bleibt ein Abstand zu Cos, zu Montrose und Calon Ségur, das ist gar keine Frage. Aber Le Boscq ist 2019 etwas frischer als 2018, nicht besser, aber auf dem gleichen Level. Die warmen und mediterranen Jahre sind für Saint-Estèphe und das nördliche Médoc einfach grandios. Für kleines Geld verdammt viel Wein. Und trotzdem bleibt noch ein anständiger Abstand zur obersten Spitze, die sich ja auch verbessert hat. So ist es schon fein, das gefällt mir. 96-97/100