Lobenberg: Das Landgeflecht ist eine 1978 gepflanzte Paarzelle. 7.000 Stock pro Hektar, lediglich 3.000 Quadratmeter groß (man spricht von einem guten „Morgen“, 1 Morgen = 2.500 Quadratmeter). Es ist der untere Hangbereich des Doosberg. Also noch im Hang. Der Name Landgeflecht kommt vom Landgeflechter Brunnen. Es ist eine Lage, die mit ausreichend Wasser versorgt wird, aber keinen Nässestau hat. Löss-/Lehm- über Quarzitböden. Dieses Landgeflecht ist eine Monopollage. Erstmalig gab es diesen Wein 2006 als Auskoppelung aus dem Doosberg. Der Wein wird in einem 1.200 Liter Stückfass auf der Vollhefe für 20 Monate ausgebaut. Der 2015er bekam danach nochmal ein Jahr Flaschenreife bevor er jetzt Mitte 2018 in den Verkauf kommt. Seit 2014 oder spätestens seit 2015 stellen die beiden Unikate von Kühn, also Schlehdorn und Landgeflecht die Speerspitze von deutschem Riesling mit verlängertem Hefelager dar. Nun kommt der 2016er, aus meinem bis dato Lieblingsjahrgang, der einerseits tatsächlich viel Ähnlichkeit hat mit dem was wir hier aus 2018 sehen. So unaufgeregt und schick, oder um Peter Bernhard Kühn zu zitieren, ein Wein von „vinophiler Eloquenz“, das trifft es ganz gut, diesen Ausdruck hatte ich noch nicht parat. Ich habe das immer schick, unaufgeregt, souverän und erhaben genannt, aber mit vinophiler Eloquenz kann ich extrem gut leben. Wie schon gesagt bis dato gab es kein besseres Jahr hier als 2016, ob 2018 das einholen oder toppen mag wird sich zeigen, auch wenn die Jahrgänge natürlich sehr unterschiedlich sind. 2016 ist das Landgeflecht ein höchster Genuss, unendlich fein und verspielt in der Nase, natürlich auch hier dieses Cremige, Schmelzige aus dem Hefelager, aber nichts Süßes. Blütenstaub, Darjeeling Tee, getrocknete Kamille und Küchenkräuter, erhaben und ein bisschen überirdisch abgehoben in seiner Feinheit. Auch im Mund nicht fordernd, kein Druck, sondern einfach nur schöne Frische in europäischer Frucht, clean, reintönig, schmelzend zart, Honigmelone, reife Quitte als tragendes Fruchtelement in diesem Wein, reife Birne, aber nichts ist üppig. Verglichen mit 2015 ist 2016 noch feiner, noch nobler, noch abgespacter in dieser „vinophilen Eloquenz“. Der 2016er Landgeflecht wird im Herbst 2019 auf den Markt kommen und ich bitte jeden der handverlesenen Käufer dieser Weine ihnen noch ein paar weitere Jahre der Ruhe zu lassen. Der Wein gehört zum Besten, was Deutschland in Sachen Riesling anzubieten hat, aber man muss dazu sagen, dass wir hier eine gänzlich unikathafte Stilistik haben, einen Stil, wie er zurzeit nur hier beherrscht wird. Alles andere ist lauter, druckvoller, aufgeregter und fordernder. Hier ist die ganz, ganz große Entspanntheit angesagt. Etwas das man eigentlich nur bei einem 30 Jahre alten, perfekt gereiften Riesling aus besten Pfälzer Lagen trinkt oder eine 50 Jahre alte Spitzenspätlese von der Mosel. All diese Anmutung findet sich in Schlehdorn und Landgeflecht schon sehr viel früher. 100/100