Lobenberg: Die Erträge werden durch strikten Rebschnitt immer auf knappe 30 hl/ha reduziert. Die Spontangärung findet im traditionellen Cuve statt. Der Neuholzanteil beim Ausbau im Barrique liegt hier bei 50%, genau wie der Anteil an Ganztrauben. Die unendliche Feinheit bei gleichzeitiger markanter Struktur und inbrünstiger Fruchtfülle ist es, was die Appellation Nuits-St-Georges besonders auszeichnet. Und Arlot steht eben sinnbildlich für genau diesen Typ Wein. Wir haben ein sattes, klassisches rubinrot, schön transparent, hier findet nie eine übermäßige Extraktion statt, nur ein dezentes Überschwallen des Mostes. Die Nase ist die reine Eleganz, aber schön reich und üppig. Fette dunkle Frucht strömt mit hoher Intensität aus dem Glas, dass die Augen schmal werden ob dieser Pikanz. Aber gleichzeitig ist das auch unendlich fein, schwarzbeerig und rauchig, ledrig, wie aus einem Guss wirkend. Ein ganz kleiner Touch Reduktion lässt die Nase nur noch nobler wirken. Wirklich bezaubernd. Wir haben satte wilde Brombeere, vielleicht ein Hauch schwarze Kirsche und hintenraus so viel Graphit im dunklen Kern, dass man förmlich in den Bann gezogen wird. Dann kommt Würze, Piment, wieder umspielt von zarten Reduktionsnoten. Mit Luft auch mehr Cranberry, Schlehe und ein leicht süßlicher Kern, etwas Lakritze und belgisches Nussnougat, immer wieder Rauch. Wandelbar, vielschichtig, multikomplex – großes Nasenkino. Und einfach monumental intensiv und rassig in seiner dunkelwürzigen Power. Die Nase ist deutlich weniger von den Rappen geprägt als beim kleinen Clos du Chapeau aus gleichem Haus. Der 1er Cru Fôrets Saint-Georges erreicht eben die noch höhere phenolische Reife. Ist schön reif und konzentriert aber nicht barock, wir bleiben absolut fein – das ist die Kunst. Das Holz macht sich nur als dezente Eichenwürze im Hintergrund bemerkbar, nicht aufdringlich, untermalt nur die satte, dunkle Frucht. Am Gaumen ein unglaublicher Charmeur. Tänzelnd, fein und seidig schieben sich die schwarze Kirsche, die Schlehe und die Brombeere mit Nachdruck den Gaumen entlang. Die Anmutung im Mund ist kühl und rassig, aber die sinnliche Reife der Frucht kleidet den Mund auch mit einem wärmenden Schleier und einer zarten Extraktsüße aus. Der Wein bewegt sich trotz seiner Intensität fast schwerelos über den Gaumen ob dieser saftigen, unglaublich reifen Säurestruktur. Verbreitet eine fast verschwenderische Delikatesse im Mund. Bis man im rauchig unterlegten Ausklang vom feinsandigen Tanninpolster daran erinnert wird, welch langes Leben dieser jetzt schon so feine Pinot Noir noch vor sich haben kann. Man sagt Chambolle-Musigny sei der Mozart der Côte-de-Nuits. Ich sage Nuits-St-Georges kann das auch, bloß mit etwas mehr Druck, noch schiebender mit dunkler Powerfrucht und der markanten, dunklen Mineralität im intensiven Finish. Für Burgund-Fans ist das der reinste Hedonismus in Flaschen gefüllt und wer noch keiner ist könnte es hiermit werden. Ein Nuits-St-Georges 1er Cru der in 2016 die perfekte Balance darstellt, hier bleiben keine Wünsche offen. Ganz einfach ein berührend schöner Wein. 95-97/100