Lobenberg: Bei Tour Perey bekommen wir noch eine kleine Überraschung geboten. Ein sortenreiner Sauvignon Blanc von über 60 Jahre alten Reben, der zu 100% in neuen Barriques ausgebaut wird. Die Trauben wachsen in St Émilion, allerdings ist es hier natürlich nicht erlaubt einen Weißwein als St Émilion auszugeben, deshalb bekommt er die generische Appellation Bordeaux übergestülpt - soweit die Fakten. Der 2017er ist nochmal eine Spur aromatischer als der 16er. Die erste Assoziation ist gelber Muskateller in extrem duftiger Ausprägung, aber es ist 100% Sauvignon Blanc. Vom Barriqueausbau ist eigentlich nichts zu spüren, so massiv ist die Grundstruktur. Säure frisst bekanntermaßen Holz und so bleibt davon kaum noch etwas über. Das ist traumhaft gelungen, wir haben gelbe Melone, Netzmelone, wieder Muskateller-Aromatik, extrem blumig dazu, ganz viel Jasmin, Pakistani-Night, leichte Exotik zeigend. Der Mund straft dann den Muskateller-Eindruck Lügen, oder zumindest heftet er ihm Flügel an. Hier haben wir dann auch ein bisschen Holz, aber sehr dezent. Wovon wir aber viel haben ist Druck, erstmal gar nichts typisches vom Sauvignon Blanc, sondern wieder Muskat-Eigenschaften mit hoher Aromatik, extrem leckere, gelbe, süße Melone mit Mango dazu, weiße und gelbe Birne, Zitronengras, Assam-Tee. Lang und intensiv, aber vor allen Dingen enorm lecker. Der Wein wächst auf Sand und Kies, schon ein erstaunliches Ergebnis und ein echtes Unikat. 2017 ist aromatischer als 2016, nicht besser als der wunderbare Geradeauslauf des 2016ers, aber noch ausufernder in der hohen Aromatik, der Blumigkeit und der Geschmacksfülle. Dafür ist 2016 straighter. Beide sind Unikate, beide sind fantastische weiße Bordeaux der anderen Art. 95-96/100