Lobenberg: Überwiegend blauer und grauer Schiefer, ein spektakulärer Hang, sehr steil, stellenweise extrem karg, am Hangauslauf auch etwas tiefgründiger. Rund 25 Hektar an einem Stück, reine Monopollage. 100 Prozent Riesling und es gibt nur zwei Weine: Vogelsang Kabinett und Vogelsang Große Lage trocken. Rund 5 Hektar sind alter Rebbestand von 1993, die restlichen 20 Hektar sind von Markus selbst angelegt. Top Genetik aus Selection Massale von alten, wurzelechten Stöcken von Markus selbst und ein, zwei befreundeten Kollegen. Komplett im 3000 Liter Stockinger vergoren und ausgebaut. Schon von der Nase wird man an die Saar davon getragen, unglaublich, zum Träumen, sooo hochfein, so voller Finesse und feinster Reduktion, Rauch, warmer Sommerregen auf Sandstein, ultrafeine Ausprägungen von Lindenblüte, Sanddorn, Meeresbrise. Auf diese extrem feine Nase, die einen geradezu in die Lüfte hebt mit ihrer Abgehobenheit, folgt ein gewaltiger, immenser Mundeintritt, den man nach diesem zartschieferigen, reduktiven Duft absolut nicht erwartet hätte in dieser Dramatik. Man glaubt nicht, welche Dramaturgie sich hier am Gaumen abspielt, nur 12 Prozent vol. Alkohol, aber eine wahnsinnige Länge und Konzentration, innerhalb derer sich so unglaublich viel abspielt. Vorne leicht pikant-exotisch, Wellen von Passionsfrucht, Kiwi, salzige Grapefruit, dann schiebt sich immer mehr die Salzigkeit durch, das Terroir kommt hoch, Würze, Pfeffer, Chili-Schärfe wie sie der Prälat oft hat. Und immer weiter, immer weiter, der Wein hört kaum auf. Orangenabrieb, Pfirsich, wieder Salz und Pfeffrigkeit. Der Vogelsang hat richtig Biss, so viel Druck, dass man geradezu mitgerissen wird von diesem Stoff. Das ist ein weiteres Meisterstück von Molitor. Ehrlich gesagt, war ich etwas skeptisch, ob dieser Wein auf Anhieb mit den Auslese*** von der Mittelmosel mithalten kann, aber er kann nicht nur, er reiht sich direkt mit in der Spitze ein. Das ist schon ein Wahnsinn. Die Vibration, die Puristik, die Finesse, diese irre Gesteinsausprägung. Die Produktionsmenge ist ja viel höher als bei Prälat, Doctor und Co. durch die große Monopollage, aber dass er an die extraterrestrische Qualität der genannten sogar anknüpfen kann, das ist schon mehr als beachtlich. Und dabei ist er nicht nur ein Extremist ganz oben auf der Leiter, der Wein ist dazu wirklich unglaublich lecker und köstlich, überragend in seiner Balance. Chapeau! Ich bin hin und weg von diesem riesigen Stoff. Markus und sein Team haben sich im ersten Release schon selbst übertroffen. Das ist so ziemlich das Beste, was es an trockenem Saarwein gibt. Vielleicht durch den zusätzlichen Charme der Saarweine in seiner extremen Köstlichkeit gar der zur Zeit zum Kauf empfehlenswerteste Riesling des Landes. Trotz des hohen Preises doch relativ echt preiswert, fast ein Schnäppchen! Großes Kino von der Saar. 100+/100