Riesling Erbach Marcobrunn Großes Gewächs 2022

Weingut Prinz: Riesling Erbach Marcobrunn Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

97–99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2052
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 97–99/100
Suckling: 97/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Erbach Marcobrunn Großes Gewächs 2022

97–99
/100

Lobenberg: Der Erbacher Marcobrunn ist eine der bekanntesten, prestigeträchtigsten Lagen im gesamten Rheingau. Gerade einmal knapp sieben Hektar groß, ist hier natürlich jede Fläche hart umkämpft. Der tiefgründige Boden besteht hier aus tertiärem Mergel mit einem hohen Kalkgehalt. Die vollreifen Trauben wurden schonend gepresst, anschließend im relativ neuen Stückfass vergoren und ausgebaut und bis kurz vor der Füllung auf der Vollhefe belassen. Wow, in der Nase ist der Marcobrunn wirklich ein tief mineralischer Gigant! So erhaben, fast unnahbar in seiner puren Steinigkeit, rauchig umrahmt. Schon der Duft strahlt die Konzentration und Kraft aus, die der Marcobrunn ausstrahlt. Diese unbändige Wuchskraft der Reben überträgt sich Eins zu Eins in diesen Wein. Druckvoll und unglaublich reich, Zitronengras, Limette, Matcha, schwarzer Pfeffer und Salbei, fein eingebundenes Holz. Marcobrunn hat diese irre Kombination aus Jodigkeit, Erdigkeit, milder, öliger Zitrusfrucht und gigantischer Konzentration. Der Wein vibriert, aber nicht in so klarer Dramatik wie beispielsweise die Jungfer, sondern eher wie ein tiefer, unterschwelliger Bass. Das hat immensen Druck, der Wein will herausgelassen werden, aber das wird er erst so richtig nach einigen Jahren Flaschenreife aufdrehen. Eins ist aber jetzt schon sicher – der Marcobrunn ist ein spektakulärer, mystischer mit Grand Cru mit grandiosem Potenzial.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97
/100

Suckling über: Riesling Erbach Marcobrunn Großes Gewächs

-- Suckling: Enormously compact and concentrated, this great dry Rheingau riesling has iron in the soul and yet the mandarin-orange and mango-chutney aromas are immediately appealing. Sensationally mouth-feel on the medium- to full-bodied palate. Very long, complete finish that promises a long life ahead for this masterpiece. From organically grown grapes. Drink from release. 97/100

Mein Winzer

Weingut Prinz

Innerhalb weniger Jahre hat sich Prinz mit seinem hohen Qualitätsanspruch und dieser geradlinigen Rieslingstilistik mittlerweile in der absoluten Spitzenliga des Rheingaus etabliert. Ursprünglich war Weinbau nur ein Hobby für Fred Prinz. Wie in vielen Familien der Gegend, bewirtschaftete auch seine...

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