Riesling Erdener Treppchen Kabinett Weiße Kapsel 2022

Markus Molitor: Riesling Erdener Treppchen Kabinett Weiße Kapsel 2022

Zum Winzer

94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
10,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2042
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 93/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Erdener Treppchen Kabinett Weiße Kapsel 2022

94+
/100

Lobenberg: Das Treppchen in Erden steht auf purem Schiefergestein und ist eine der spektakulärsten Lagen der Mittelmosel, direkt an das Prälat angrenzend, das ist ein atemberaubender Landstrich hier. Diese Ecke bis zum Berncasteler Doctor ist mythisch zurecht überhöht, denn das sind die größten Lagen der Mosel. Jahrgangsspezifisch eine feine Schiefrigkeit. Sehr deutlich unterlegt von diesem Schiefer, aber auch eine unanstrengende weiße Blumigkeit, cremig. 2022 ist ein grandioser Kabinettjahrgang, weil er diese Leichtigkeit bei gleichzeitiger Intensität perfekt abbildet. Zudem war zum Zeitpunkt der Kabinett-Lese das Wetter noch sehr gut an der Mosel, hintenraus hat es dann etwas mehr geregnet. In der Nase die rötliche Frucht wie sie typisch ist für Erden, Boskoop, Orangenschale, sehr viel Grapefruit mit toller Cremigkeit und Dichte darin. Ohne jede Anstrengung und mit einer wunderbar feinen Konzentration, die Kraft ohne Schwere ausstrahlt. Deshalb ist 2022 im Kabinett so gut. Im Mund sehr viel Kiwi, wow, was für eine pikante Exotik, auch viel Limette, fast ein bisschen Caipirinha, dann rollt der Stein heran, Feuerstein satt mitsamt der trocken-kernigen Mineralanmutung. Erst im Finale schiebt sich die Mandarine und Orange wieder durch wie man sie von Erden kennt, diese tolle, köstliche Exotik, die diesen Hang so auszeichnet. Enorme Intensität ohne überbordende Lautstärke wie sie der Würzgarten manchmal haben kann, das Treppchen ist etwas eleganter und feiner in seinem Ausdruck. Es ist Geschmackssache, was man höher schätzt. Ein komplexer Spaßmacher, nicht groß, aber eine gehobene Version von Everybody´s Darling. Hedonistischer, schicker, saftiger Trinkfluss. Eine Trinkfreude! 94+/100

Jahrgangsbericht

2022 dieses heiße und trockene Jahr hat Molitor in einen sensationell feinen Weinjahrgang übersetzt. Die Weine zeigen keine Üppigkeit, sondern sind total klar und fein, sehr geschliffen und trinken sich charmant und leichtfüßig, haben aber dennoch genug Druck. 2022 hat Reminiszenzen an die tolle Balance und Seidigkeit von 2020, wir sind deutlich runder und geschmeidiger als im extremen 2021, das wirklich ein Freakjahr war. Wir sind zurück bei der texturellen Entspanntheit von reifem, samtigem Riesling, der dennoch die salzige Pikanz und Aufregung des Schiefers als pure DNA trägt. Dazu kommt Molitors etwas burgundisch-cremiger Stil mit perfekt abgestimmtem Holzeinsatz als perfect match, der die etwas geringere Reife des Jahrgangs perfekt auffängt. So viel Druck und Balance hat kaum ein anderer Moselwinzer in seine Weine gebracht – das ist schon eine eigene Liga für die Region, was ich hier an 2022 ins Glas bekommen habe. Die Trockenheit hat die Reife an der Mosel relativ moderat gehalten, was die Spitze in edelsüßen Prädikaten und ***-Weinen sehr rar macht, denn diese Qualität war äußerst schwer zu erreichen. Nur mit unglaublich viel Humanpower (80+ Personen in der Lese) war diese gestaffelte, späte Lese und das extrem aufwendige Sortieren überhaupt möglich. In Summe die mit Abstand teuerste Lese für Molitor, noch vor den nassen Jahren 2021 und 2014, weil so extrem penibel ausgelesen werden musste in 2022, um die perfekte Reife zu erreichen. Aber Molitor hat ein sehr erfahrenes Team und geht den Weg der Extreme konsequent. Somit stehen hier über 40 edelsüße Qualitäten auf der Preisliste dieses Jahr, das ist schon Wahnsinn, eine irrwitzige Leistung. Selbes Spiel bei den trockenen ***-Weinen, von denen es teilweise nur ein Gebinde gibt, wie das Beton-Ei, das macht dann rund 1000 Flaschen für die Welt, quasi nichts… aber mehr Menge war in dieser Qualität einfach nicht drin. Auf die Auslese*** mit Holzausbau musste Markus sogar ganz verzichten, da reichte es ihm einfach nicht, daher ging alles in die 2-Sterne-Auslese. Er ist eben trotz seiner betrieblichen Größe noch immer mit der ehrgeizigste und extremste Winzer in seiner Selektion. Nur so ist es auch zu erklären, wie atemberaubend gut die 2- und 3-Sterner in Trocken und Süß sind. Eine solch harmonische, feine und balancierte Kollektion hatte ich in diesem Jahr nicht erwartet. Nichts sticht, keine Anstrengung, keine Zitruslastigkeit oder strenge Säure wie im Vorjahr, sondern die totale Finesse und Feinheit. Rieslingfreaks mögen vielleicht das extremere, viel straffere und noch schlankere 2021 bevorzugen, allerdings dürfte vielen Genießern das rundere und geschmeidigere 2022 als Jahr der Gourmandise mehr entgegenkommen. Die Weine nehmen den Trinker in den Arm, ohne dass es ihnen an Pikanz und Spannung fehlt. Aufregung ohne Anstrengung – diesen Spagat hat Molitor schon ziemlich perfekt hinbekommen. Neben seinen Paradelagen in Zeltingen, hat mich vor allem wieder der Ürziger Würzgarten begeistert, Molitor holt dort in den letzten Jahren gewaltige Weine heraus, schon die Spätlese trocken ist herausragend und die Auslesen sind überirdisch gut – in Süß kann da nur Christian Hermann noch mithalten. Auch die Saar wird immer mehr zu Molitors Heimat, nicht zuletzt durch die Akquise der Domäne Serrig. Der zweite Jahrgang der Scharzhofberger unter Molitor übertrifft den ersten sogar noch für mich – ich war absolut geflasht, dass der trockene Scharzhofberger*** sich auf Augenhöhe mit dem unantastbaren Doctor*** gezeigt hat… ein Wow-Wein, der mit seiner Vibration und Finesse ziemlich nah an den Saar-Riesling-Himmel heranfliegt. Eine ganze reihe neuer Saarweine, der Ausbau in Amphoren und Beton-Eiern, dazu herausragende neue Burgunder-Sorten wie die Schalenkontakt-Reihe… es wird nie langweilig bei Molitor. Jedenfalls hat er mir in Summe die wohl beste Mosel-Kollektion von 2022 eingeschenkt – und das will etwas heißen in diesem anspruchsvollen Jahr. Wer Moselriesling liebt sollte 2022 Molitor auf keinen Fall verpassen, so schön waren die Weine selten!

93
/100

Suckling über: Riesling Erdener Treppchen Kabinett Weiße Kapsel

-- Suckling: The striking spice nose (anise!) pulls you into this light-bodied, but juicy and very harmonious dry riesling. The long wet stone finish pulls you back for more of this equally characterful and delightful wine. Just 10% alcohol. Drink or hold. 93/100

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.

Riesling Erdener Treppchen Kabinett Weiße Kapsel 2022