Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2022

Markus Molitor: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2022

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97–100/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2022

97–100
/100

Lobenberg: Die Auslese ** aus der Zeltinger Sonnenuhr besticht, wie auch schon die Spätlese und das Kabinett dieser Lage mit klar der besten Balance. Aber der Wein braucht zur Entwicklung auch längere Zeit als die anderen Lagen. Seit Molitor mit dem 2022er Jahrgang einige seiner Auslesen*** preislich und qualitativ und vom Ausbau komplett anders aufgestellt hat, wird für einige Genießer der Preisbereich der Auslese** der spannendere werden, hier sind wir preislich auf Augenhöhe mit den allerbesten GGs, aber sogar noch günstiger als viele der Tops, dennoch qualitativ auf einem Level. Zudem gibt es keine Auslese*** aus dem Holz in 2022, nur die Amphoren- und Beton-Varianten, weil Markus die Qualität für 3-Sterne in der Spitze nicht ganz gereicht hat. Das heißt im Umkehrschluss, dass diese Auslese** das gesamte Top-Material enthält, also auch einen Teil der abgestuften Auslese***-Trauben, was diesem Weinen einen zusätzlichen Qualitätsturbo schenkt. In diesem Wein spielt in vielerlei Hinsicht die Musik in 2022. Während wir in der Auslese ** aus der Brauneberger Juffer-Sonnenuhr noch von allem fast etwas zu viel haben in diesem monolithischen Druck, so ist das in dieser Sonnenuhr harmonisch ausgewogen und auch eleganter, weil es die noch feinere Lage ist. Also von der Anlage ein idealtypischer Fall und genau die Sorte von Wein, die ich bei Molitor besonders schätze. Zunächst pures Gestein in der Nase, total abgehoben und puristisch, enorme Schiefer- und Feuersteinmassen, fast meint man sich nach Pouilly-Fumé versetzt, pures Mineral. Langsam schält sich etwas Litschi durch, auch helle Blüten, ein Hauch Cassis, den man nur erahnen kann. Auch frische Weintraube. Und immer wieder Rauch, Gestein, regennasser Asphalt. Nicht so laut und brachial wie die Juffer Sonnenuhr, keine laute Frucht. Das ist unendlich fein, zum Träumen animierend. Im Mund setzt sich das alles fort, Schiefer und Feuerstein dominieren gar noch mehr. Dazu haben wir diese grandiose Frische mit einer Zitrus-Grapefruit-Säure, Orangenzeste und Mandarine darunter. Endlose Länge mit purem, aber so unendlich feinen Mineralcharakter. Die Salzigkeit kommt ganz zart, aber sehr bestimmend im Nachhall auf. Das ist der erste Wein des heutigen Tages, immerhin an knapp dreißigster Stelle der Verkostung, der in seiner Eleganz ganz groß ist. Auch das Kabinette aus Ürzig und die Spätlese sind grandios, aber überirdisch fein und elegant ist erst diese Auslese** aus Zeltingen. So finde ich Riesling traumhaft! Das ist verdammt großes Kino. 97-100/100

Jahrgangsbericht

2022 dieses heiße und trockene Jahr hat Molitor in einen sensationell feinen Weinjahrgang übersetzt. Die Weine zeigen keine Üppigkeit, sondern sind total klar und fein, sehr geschliffen und trinken sich charmant und leichtfüßig, haben aber dennoch genug Druck. 2022 hat Reminiszenzen an die tolle Balance und Seidigkeit von 2020, wir sind deutlich runder und geschmeidiger als im extremen 2021, das wirklich ein Freakjahr war. Wir sind zurück bei der texturellen Entspanntheit von reifem, samtigem Riesling, der dennoch die salzige Pikanz und Aufregung des Schiefers als pure DNA trägt. Dazu kommt Molitors etwas burgundisch-cremiger Stil mit perfekt abgestimmtem Holzeinsatz als perfect match, der die etwas geringere Reife des Jahrgangs perfekt auffängt. So viel Druck und Balance hat kaum ein anderer Moselwinzer in seine Weine gebracht – das ist schon eine eigene Liga für die Region, was ich hier an 2022 ins Glas bekommen habe. Die Trockenheit hat die Reife an der Mosel relativ moderat gehalten, was die Spitze in edelsüßen Prädikaten und ***-Weinen sehr rar macht, denn diese Qualität war äußerst schwer zu erreichen. Nur mit unglaublich viel Humanpower (80+ Personen in der Lese) war diese gestaffelte, späte Lese und das extrem aufwendige Sortieren überhaupt möglich. In Summe die mit Abstand teuerste Lese für Molitor, noch vor den nassen Jahren 2021 und 2014, weil so extrem penibel ausgelesen werden musste in 2022, um die perfekte Reife zu erreichen. Aber Molitor hat ein sehr erfahrenes Team und geht den Weg der Extreme konsequent. Somit stehen hier über 40 edelsüße Qualitäten auf der Preisliste dieses Jahr, das ist schon Wahnsinn, eine irrwitzige Leistung. Selbes Spiel bei den trockenen ***-Weinen, von denen es teilweise nur ein Gebinde gibt, wie das Beton-Ei, das macht dann rund 1000 Flaschen für die Welt, quasi nichts… aber mehr Menge war in dieser Qualität einfach nicht drin. Auf die Auslese*** mit Holzausbau musste Markus sogar ganz verzichten, da reichte es ihm einfach nicht, daher ging alles in die 2-Sterne-Auslese. Er ist eben trotz seiner betrieblichen Größe noch immer mit der ehrgeizigste und extremste Winzer in seiner Selektion. Nur so ist es auch zu erklären, wie atemberaubend gut die 2- und 3-Sterner in Trocken und Süß sind. Eine solch harmonische, feine und balancierte Kollektion hatte ich in diesem Jahr nicht erwartet. Nichts sticht, keine Anstrengung, keine Zitruslastigkeit oder strenge Säure wie im Vorjahr, sondern die totale Finesse und Feinheit. Rieslingfreaks mögen vielleicht das extremere, viel straffere und noch schlankere 2021 bevorzugen, allerdings dürfte vielen Genießern das rundere und geschmeidigere 2022 als Jahr der Gourmandise mehr entgegenkommen. Die Weine nehmen den Trinker in den Arm, ohne dass es ihnen an Pikanz und Spannung fehlt. Aufregung ohne Anstrengung – diesen Spagat hat Molitor schon ziemlich perfekt hinbekommen. Neben seinen Paradelagen in Zeltingen, hat mich vor allem wieder der Ürziger Würzgarten begeistert, Molitor holt dort in den letzten Jahren gewaltige Weine heraus, schon die Spätlese trocken ist herausragend und die Auslesen sind überirdisch gut – in Süß kann da nur Christian Hermann noch mithalten. Auch die Saar wird immer mehr zu Molitors Heimat, nicht zuletzt durch die Akquise der Domäne Serrig. Der zweite Jahrgang der Scharzhofberger unter Molitor übertrifft den ersten sogar noch für mich – ich war absolut geflasht, dass der trockene Scharzhofberger*** sich auf Augenhöhe mit dem unantastbaren Doctor*** gezeigt hat… ein Wow-Wein, der mit seiner Vibration und Finesse ziemlich nah an den Saar-Riesling-Himmel heranfliegt. Eine ganze reihe neuer Saarweine, der Ausbau in Amphoren und Beton-Eiern, dazu herausragende neue Burgunder-Sorten wie die Schalenkontakt-Reihe… es wird nie langweilig bei Molitor. Jedenfalls hat er mir in Summe die wohl beste Mosel-Kollektion von 2022 eingeschenkt – und das will etwas heißen in diesem anspruchsvollen Jahr. Wer Moselriesling liebt sollte 2022 Molitor auf keinen Fall verpassen, so schön waren die Weine selten!

96
/100

Suckling über: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel

-- Suckling: The deep and delicate nose of mandarin orange and papaya pulls you into this succulent and concentrated dry Mosel riesling that has so many alternating layers of richness and slatey minerality. Only medium-bodied, but with a sensational harmony this really shows what was possible in 2022. Drink or hold. 96/100

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.

Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2022