Riesling Zeltinger Sonnenuhr Kabinett Fuder 6 Weiße Kapsel 2022

Markus Molitor: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Kabinett Fuder 6 Weiße Kapsel 2022

Zum Winzer

96+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
10,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2047
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 96+/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Sonnenuhr Kabinett Fuder 6 Weiße Kapsel 2022

96+
/100

Lobenberg: Das ist Markus Molitors Paradelage, vielleicht neuerdings ein klein wenig im Schatten des Berncasteler Doctor Versteigerungsweins und des Prälats. Aber grundsätzlich ist die Zeltinger Sonnenuhr in der Regel so ziemlich das Beste, was Markus auf die Flasche bringt. Reiner Schiefer, die Reben sind wurzelecht, 80 bis 90 Jahre alt. Als Ganztraube angequetscht, bis zu einem Tag auf der Maische gelassen, langsam abgepresst und dann im Holzfass spontanvergoren. Der Wein hat wie in den Vorjahren einen sehr moderaten Alkohol und dennoch viel Intensität, das ist schon famos. Das ist nach dem Würzgarten Kabinett mit seinen 10,5 Prozent immer noch superschlank, aber trotzdem schon größer. Das ist eben die Zeltinger Sonnenuhr, die Paradelage von Markus. Die Nase ist bestechend. Es ist ein Kabinett und zugleich ist es ein großer Wein. Die aromatische Intensität bei gleichzeitiger Feinheit sind berauschend. So eine hohe Intensität an Schiefrigkeit, an feiner Würze, an darunterliegendem nassem Stein. Wir haben sogar etwas Waldhimbeere neben Grapefruit und Litschi. Hohe Intensität, hoher Druck und gleichzeitig seidig, komplex und fein. Finesse mit riesigem Anspruch. Es hat Reminiszenzen an die tolle Balance und Seidigkeit von 2020, wir sind deutlich runder und geschmeidiger als im extremen 2021, das wirklich ein Freakjahr war. Wir sind zurück bei der texturellen Entspanntheit von reifem, samtigem Riesling, der dennoch die salzige Pikanz und Aufregung des Schiefers als pure DNA trägt. Wow, was für eine Dichte, ein Maul voll Wein, das ist im schlankeren 2022 durchaus erstaunlich. Es ist das konzentrierteste aller trockenen Kabinette, fast dramatisch in seiner dunklen Mineralität, die alles belegt. Wie 2020 schwankend zwischen Everybody´s Darling und komplexer Vielschichtigkeit. Wir sind sehr balanciert und ausgewogen, aber dennoch ist es viel von allem und sehr intensiv, für manche wird das in der Jugend überfordernd sein, weil der Wein so viel hergibt. Er wird sicher toll reifen und dann noch mehr in diese wunderbare Cremigkeit reingehen. Im Preis-Qualitäts-Verhältnis ist der Würzgarten aber vielleicht noch interessanter, weil er eben ein gutes Stück günstiger ist, aber qualitativ sind die fast auf Augenhöhe. Auch wenn der Würzgarten ultimativ nicht ganz an die Eleganz der Zeltinger Sonnenuhr herankommt. 96+/100

Jahrgangsbericht

2022 dieses heiße und trockene Jahr hat Molitor in einen sensationell feinen Weinjahrgang übersetzt. Die Weine zeigen keine Üppigkeit, sondern sind total klar und fein, sehr geschliffen und trinken sich charmant und leichtfüßig, haben aber dennoch genug Druck. 2022 hat Reminiszenzen an die tolle Balance und Seidigkeit von 2020, wir sind deutlich runder und geschmeidiger als im extremen 2021, das wirklich ein Freakjahr war. Wir sind zurück bei der texturellen Entspanntheit von reifem, samtigem Riesling, der dennoch die salzige Pikanz und Aufregung des Schiefers als pure DNA trägt. Dazu kommt Molitors etwas burgundisch-cremiger Stil mit perfekt abgestimmtem Holzeinsatz als perfect match, der die etwas geringere Reife des Jahrgangs perfekt auffängt. So viel Druck und Balance hat kaum ein anderer Moselwinzer in seine Weine gebracht – das ist schon eine eigene Liga für die Region, was ich hier an 2022 ins Glas bekommen habe. Die Trockenheit hat die Reife an der Mosel relativ moderat gehalten, was die Spitze in edelsüßen Prädikaten und ***-Weinen sehr rar macht, denn diese Qualität war äußerst schwer zu erreichen. Nur mit unglaublich viel Humanpower (80+ Personen in der Lese) war diese gestaffelte, späte Lese und das extrem aufwendige Sortieren überhaupt möglich. In Summe die mit Abstand teuerste Lese für Molitor, noch vor den nassen Jahren 2021 und 2014, weil so extrem penibel ausgelesen werden musste in 2022, um die perfekte Reife zu erreichen. Aber Molitor hat ein sehr erfahrenes Team und geht den Weg der Extreme konsequent. Somit stehen hier über 40 edelsüße Qualitäten auf der Preisliste dieses Jahr, das ist schon Wahnsinn, eine irrwitzige Leistung. Selbes Spiel bei den trockenen ***-Weinen, von denen es teilweise nur ein Gebinde gibt, wie das Beton-Ei, das macht dann rund 1000 Flaschen für die Welt, quasi nichts… aber mehr Menge war in dieser Qualität einfach nicht drin. Auf die Auslese*** mit Holzausbau musste Markus sogar ganz verzichten, da reichte es ihm einfach nicht, daher ging alles in die 2-Sterne-Auslese. Er ist eben trotz seiner betrieblichen Größe noch immer mit der ehrgeizigste und extremste Winzer in seiner Selektion. Nur so ist es auch zu erklären, wie atemberaubend gut die 2- und 3-Sterner in Trocken und Süß sind. Eine solch harmonische, feine und balancierte Kollektion hatte ich in diesem Jahr nicht erwartet. Nichts sticht, keine Anstrengung, keine Zitruslastigkeit oder strenge Säure wie im Vorjahr, sondern die totale Finesse und Feinheit. Rieslingfreaks mögen vielleicht das extremere, viel straffere und noch schlankere 2021 bevorzugen, allerdings dürfte vielen Genießern das rundere und geschmeidigere 2022 als Jahr der Gourmandise mehr entgegenkommen. Die Weine nehmen den Trinker in den Arm, ohne dass es ihnen an Pikanz und Spannung fehlt. Aufregung ohne Anstrengung – diesen Spagat hat Molitor schon ziemlich perfekt hinbekommen. Neben seinen Paradelagen in Zeltingen, hat mich vor allem wieder der Ürziger Würzgarten begeistert, Molitor holt dort in den letzten Jahren gewaltige Weine heraus, schon die Spätlese trocken ist herausragend und die Auslesen sind überirdisch gut – in Süß kann da nur Christian Hermann noch mithalten. Auch die Saar wird immer mehr zu Molitors Heimat, nicht zuletzt durch die Akquise der Domäne Serrig. Der zweite Jahrgang der Scharzhofberger unter Molitor übertrifft den ersten sogar noch für mich – ich war absolut geflasht, dass der trockene Scharzhofberger*** sich auf Augenhöhe mit dem unantastbaren Doctor*** gezeigt hat… ein Wow-Wein, der mit seiner Vibration und Finesse ziemlich nah an den Saar-Riesling-Himmel heranfliegt. Eine ganze reihe neuer Saarweine, der Ausbau in Amphoren und Beton-Eiern, dazu herausragende neue Burgunder-Sorten wie die Schalenkontakt-Reihe… es wird nie langweilig bei Molitor. Jedenfalls hat er mir in Summe die wohl beste Mosel-Kollektion von 2022 eingeschenkt – und das will etwas heißen in diesem anspruchsvollen Jahr. Wer Moselriesling liebt sollte 2022 Molitor auf keinen Fall verpassen, so schön waren die Weine selten!

94
/100

Suckling über: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Kabinett Fuder 6 Weiße Kapsel

-- Suckling: I love the delicate mirabelle and mandarin orange aromas of this sleek yet ripe beauty. Astonishing juiciness, harmony and length on the barely medium-bodied palate for a dry riesling with just 10.5% alcohol. Drink or hold. 94/100

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.

Riesling Zeltinger Sonnenuhr Kabinett Fuder 6 Weiße Kapsel 2022