Lobenberg: Erstmalig mit diesem Jahrgang 2018 haben Vater und Sohn Tardieu zusammen mit ihrem Vertragswinzer in Crozes Hermitage und Saint Joseph beschlossen, den kleinsten und kühlsten Teil des Weinbergs mit den ältesten Reben und dem härtesten Terroir separat zu lesen und zu vinifizieren. 3 Weine haben sie als »selection parcellaire« auf diese Art gemacht und sie nennen das Projekt 'Le Gout du Lieu' - Der Geschmack des Terroirs! Von jeder »selection parcellaire« gibt es nur 600 Flaschen für den weltweiten Markt. In der Lage Crozes Hermitage haben sie die ältesten, weit über 80 Jahre alten Serine-Reben (auch Petit Syrah genannte alte Syrah-Form mit kleineren Beeren) ausgewählt, gewachsen in Hochlage. Zur Hälfte als Ganztraube in die Spontanvergärung im kleinen Holz gegeben. Über 24 Monate auf der Feinhefe ausgebaut, zu 50% neues Holz. Danach weitere 6 Monate in der Sandstein-Amphore belassen, total also 30 Monate. Etwas Speck in der Nase, aber auch viel blutiges Fleisch, reich und dicht, dazu dann Holunder, etwas Cassis, intensiv und druckvoll. Langsam kommt ein bisschen Brombeere und dunkle Himbeere dazu, viel Würze und Stein. Der Mund ist ein Ereignis der anderen Art. Alle Jahre zuvor waren Nordrhône Weine vor allem auch immer sehr frisch. 2018 ist dem Jahrgang geschuldet sehr anders. Der Wein ist vor allen Dingen intensiv, er ist sehr reich und dicht, nicht marmeladig, aber schiebend. Ganz satte Waldhimbeere, Brombeere, so viel Wucht, so viel Kraft und trotzdem so viel süße Fruchtigkeit, Blaubeere, Waldbeeren in allen Variationen dazu, reife Pflaume, alles in immenser Intensität. Das ist kein leichter Finessenwein, sondern eine richtige Wuchtbrumme. Der haftet Minuten in dieser verblüffenden Süße, dieser Reichhaltigkeit, Lakritze kommt wieder, Brombeere und Cassis, alles ist eingenommen, drückt und schiebt. Dennoch eine Warnung, das ist kein Crozes Hermitage für Nordrhône Einsteiger, das ist nichts, was man Laien vorsetzen sollte, dafür ist er in der Intensität einfach viel zu hoch. Wie die großen Weine aus Bordeaux wird 2018 an der Rhône ein Langläufer in extrem hoher Reife. Das sind die Weine des Südens, die Frische kommt aus der irren Konzentration und dem Terroirabdruck. Ich habe schon große, sensationelle Crozes Hermitage hier getrunken, aber noch nie in dieser Ausprägung wie diese »selection parcellaire« 2018. Die zusätzliche Verblüffung bei diesem Wein resultiert aus dem völlig erstaunlich niedrigen Alkoholgrad und der hochintensiven Floralität, das macht den Wein zu einem hochfeinen Unikat, das ist dann ein Unikat nicht nur in Dichte und der Reichhaltigkeit. Und ich habe selten zuvor einen Crozes Hermitage dieser Klasse im Glas gehabt, da gibt es weniger als eine Handvoll Erzeuger in dieser Liga, nur Chapoutier und Tardieu im Grunde. 99-100/100