Riesling Gaispfad 2022

Weingut Weiser-Künstler: Riesling Gaispfad 2022

BIO

Zum Winzer

97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2049
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 97/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Gaispfad 2022

97
/100

Lobenberg: Weiser-Künstler ist ein 4 Hektar kleines Boutique-Weingut und neben Clemens Busch eines der Bio-Aushängeschilder der Mosel. Entsprechend stammt auch dieser Wein aus zertifiziert biologischem Anbau. Konstantin Weiser und Alexandra Künstler bearbeiten ihre zumeist an Einzelpfählen erzogenen Reben in akribischer Handarbeit. Alles wird spontan vergoren. Vergärung und Ausbau finden in Edelstahl oder traditionellen Fuderfässern statt. Die Abfüllung geschieht für moselanische Verhältnisse eher spät mit ausgedehntem Hefekontakt. Die trockenen Top-Einzellagenweine werden im Late release veröffentlicht. Der Gaispfad liegt in der GemarkungTraben(-Trarbach) und ist eine historische Spitzenlage, ein wahrer Grand Cru der Mosel. Schon in der preußischen Weinbaukarte aus dem 19. Jahrhundert mit der höchsten Klassifizierung eingestuft. Es ist eine felsige, zerklüftete, extreme Steillage mit vielen uralten und wurzelechten Parzellen. Direkt am Moselufer gelegen und auf Grund der enormen Steigung terrassiert angelegt. Die Parzelle von Weiser-Künstler ist westlich ausgerichtet. Die Nase ist bezaubernd, weißfruchtig, hefewürzig, hochfein und geschliffen, mit einer Seelenruhe im Glas liegend. Nur wenig Frucht, dafür einnehmend kühle Kräuternoten, Melisse, Grüntee, Eukalyptus, fast tonisch in der Frische und Klarheit. Aromatisch bisschen an die Weine von P.J.Kühn erinnernd in dieser stylischen, Kräuter-infusionierten Kühle. Auch Brioche und zarte Anklänge von hellem Gestein, hauchfeine Zitruszesten darunter, so schwebend, fast leicht abgehoben für einen Moselwein. Total eingenständig und charaktervoll. Auch salzige Meeresbrise, Seegras, grüne Walnuss, immer neue Aromen werden freigelegt. Am Gaumen samtig und hochfein, mit anschmiegsamem Volumen aus dem Hefelager, auch hier dominieren würzige und steinige Aromen über die Frucht. Eine sehr fein anklingende Salzigkeit unterlegt die reifen Zitrusanklänge, Limettenschale, Orangenblüte. Tatsächlich auch ein kleines bisschen verspielt wirkend in dieser Feinheit, aber gleichzeitig dicht, fest strukturiert, tief und mit großer Dimension und Nachhaltigkeit im Mund. Ungeheuerliche Länge. Lang und getragen mit einer aufstrebenden, kühlen Eleganz und Feinheit, die schwer zu beschreiben ist. Druckvoll und hochkonzentriert ohne jedes Fett. Fokussiert und straight, ganz ohne einschneidende Säure. Seidig und anschmiegsam, aber zugleich rassig, steinig, aufregend und energetisch bleibend. Ein faszinierender Wein. Ein wahrer Grand Cru der Mosel. Gaispfad ist etwas erhabener, Ellergrub etwas energischer und wilder. Beide sind superb. 97/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

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Suckling über: Riesling Gaispfad

-- Suckling: The very youthful, spicy and flinty nose only suggests where this is going. However, on the barely medium-bodied palate there’s much more expression and excellent energy. A wonderful white peach fruit and cinammon note. Long and precise wet stone finish. From organically grown grapes. Drinkable now, but best from 2025.

Mein Winzer

Weingut Weiser-Künstler

Das Weingut Weiser-Künstler - das sind Konstantin Weiser und Alexandra Künstler - ist aus dem 2005 verwirklichten Traum der beiden entstanden. Nur etwas mehr als ein Jahrzehnt später gehören sie zu den Top-Betrieben der Gemeinden Traben-Trarbach. Aus historischen Großen Lagen wie Trarbacher...

Riesling Gaispfad 2022