Riesling Wintricher Geierslay

Günther Steinmetz: Riesling Wintricher Geierslay "GW" 2022

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2047
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 97/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wintricher Geierslay "GW" 2022

97
/100

Lobenberg: Die Geierslay liegt in einem Seitental der Mosel. Es ist eine der steilsten Lagen in Wintrich, südexponiert, unweit des legendären Ohligsbergs. Die Besonderheit ist hier der von Quarzit und Eisen durchsetzte, fast purpurfarbener Schiefer. »GW« ist bei Steinmetz quasi das Große Gewächs von rund 60 Jahre alten Reben. Die Rieslinge aus der Geierslay haben immer etwas Schwebendes, sehr Feines an sich. Dieses Jahr auf etwa 10 Gramm Restzucker gegoren. Somit analytisch zwar nicht trocken, aber geschmacklich definitiv in die Richtung gehend! Limettensaft, grüne Birne, kühl und kräuterig, weiße Blüten, helle Schieferwürze, Grapefruitzeste und Blütenhonig. Alles extrem schick und fein verwoben. Im Mund dann sehr fokussiert, unglaublich clean, auch viel Grip und zupackende Schieferwürze. Diese immense Mineralität hätte man in der Nase gar nicht erwartet. Wieder viel Grapefruit, Marille, auch etwas kräuterig unterlegt. Vibriert noch ziemlich lang nach auf der Zunge. Viel Druck dahinter, der mineralische Kern wird nach etwas Reife sicherlich noch mehr zum Vorschein kommen. Pikante Säure, die Augen werden schmal, immenser Zug. 97/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Suckling über: Riesling Wintricher Geierslay "GW"

-- Suckling: What a totally fascinating wine this dry Mosel riesling is! As concentrated as it is racy and filigree it has mind-bending citrusy energy, a pronounced note of reaspberry and great wet stone freshness. Together they drive its soaring arch over the palate and off into the distance. Stunning intensity at the super-long finish. Drinkable now, but best from 2025. 96/100

Mein Winzer

Günther Steinmetz

Das Weingut Günther Steinmetz steht seit über 100 Jahren für große Moselweine aus Brauneberg. Den Aufstieg in die Champions League der Region hat Stefan Steinmetz mit seinem bedingungslosen Qualitätsstreben aber vor allem in den letzten Jahren zementiert.

Riesling Wintricher Geierslay