Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2022

Robert Weil: Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2022

VDP

Zum Winzer

95–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2048
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97+/100
Suckling: 96/100
Parker: 94/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2022

95–97+
/100

Lobenberg: Der Turmberg liegt hinter dem Gräfenberg, ein steil aufragender Hang auf 100 Prozent grauem Schiefer, dem ältesten Verwitterungsgestein des Rheingaus. Dieser Wein wächst karg, ganz ohne Löss- und Lehmauflage, nur reiner grauer Phyllit-Schiefer. Kurze Maischestandzeit von 6 bis zu 24 Stunden. Im Stückfass spontan vergoren und ausgebaut, bis im Sommer verbleibt der Wein auf der Hefe. Nach einem erneut historisch trockenen und sehr sonnigen Sommer, kamen Regenfälle gegen Herbst. Die Trauben waren allerdings weitgehend sehr gesund, es gab nur sehr wenig Botrytis. Das Team war dennoch fleißig in den Weinbergen unterwegs und hat komplett biologisch gearbeitet, die Zertifizierung folgt demnächst. Der Turmberg ist die kargste Lage und ergibt daher auch den gewissermaßen extremistischsten Wein in seiner Puristik des Bodenausdrucks. Jedenfalls ist es der am mineralischsten anmutende Wein bei Weil, und vielleicht einer der mineralischsten Weine des Rheingau überhaupt, weil er so stahlig wie ein Chablis Premier Cru aus dem Glas schießt. Schon sein Duft ist viel mehr über die Minerale kommend als über reiche Frucht, er ist leiser und reduktiver, deutlich steiniger und karger schon in der Nase. Dennoch hat er in diesem warmen Jahr 2022 auch mehr Fruchtintensität als im Vorjahr. Er hat schon diesen weißfruchtigen Druck, der ganz zarte hellgelbe Schattierungen hat, diese dichte Rieslingaromatik. Ganz reife Zitrone, Lemongrass, Tonicwater, Bergminze. Natürlich von Haus aus ein Asket, aber auch mit schöner Balance und ordentlich viel Stoff in diesem Jahr. Das ist schon viel Wein, dennoch hat er diese unterschwellige Spannung, diese Griffigkeit aus dem kargen Schieferboden und der kühleren Exposition. Er hat nicht diese krachende Spannung von 2021 mit dieser enormen Säurevibration, er kommt eleganter und feiner, einen Hauch gelbfruchtiger. Er macht von Beginn an große Freude, wird aber brillant reifen können. Man darf den Turmberg nicht unterschätzen, das ist schon annähernd Grand Cru-Niveau. Er zieht nach hinten geradeso weg, das ist schon famos. 95-97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Suckling über: Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage

-- Suckling: Stunning racy brilliance and wet stone minerality are married to complex aromas of white peach, hibiscus and a hint of mangosteen. So fine and precise, so light-footed and subtle for the impressive concentration. Mountain stream clarity at the super-long finish. Drink or hold. 96/100

94
/100

Parker über: Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage

-- Parker: The 2022 Kiedrich Turmberg Riesling Trocken comes from the 3.8-hectare cru that is classified as VDP.Grosse Lage but internally as VDP.Erste Lage with reference to the own history. It opens with a coolish, precise, deep, stony and almost flinty bouquet due to the phyllite soils of the steep slope and intermingles these with ripe yellow stone fruit, lemon and floral aromas. On the palate, this is a full-bodied, very pure and elegant, mouth-filling yet structured and saline Turmberg with serious terroir expression and the intensity of the vintage. Bottled at the end of July like the Klosterberg and the Gräfenberg. 13% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in August 2023. 94/100

Mein Winzer

Robert Weil

Schon von weitem erkennt man die Flaschen von Robert Weil an ihrem charakteristischen Himmelblau. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt steht diese Farbe für Spitzen-Rieslinge auf absolut höchstem Niveau. Ein Markenzeichen, symbolisch für die kompromisslose Qualität der Weine von...

Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2022