Riesling Ganz Horn Großes Gewächs 2022

Rebholz, Ökonomierat: Riesling Ganz Horn Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

98–99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2047
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 98–99/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Ganz Horn Großes Gewächs 2022

98–99
/100

Lobenberg: Dieses GG stammt aus der Parzelle mit dem ursprünglichen Namen »Ganshorn«, die aber mit Änderung des Weingesetzes 1971 in die Lage »Im Sonnenschein« integriert wurde. Da sich die Böden hier aber deutlich unterscheiden, wird der Wein bei Rebholz seit 2007 als Auskopplung immer separat ausgebaut. Während der Boden in »Im Sonnenschein« von altem Trias-Muschelkalk geprägt ist, besteht diese Parzelle aus jüngerem Material aus dem Pleistozän, hauptsächlich Schotter mit Buntsandstein, Kies und Lehm. Bis zu 250 Meter hoch gelegen bei einer maximalen Hangneigung von 20%. Nach rund einem Tag Maischestandzeit wurde abgepresst, im Edelstahl vergoren und dann lange auf der Feinhefe belassen. Das Ganz Horn unterscheidet sich nochmal deutlich vom Buntsandstein-Ortswein. Deutlich karger und nochmal klarer. Etwas weniger Exotik, mehr Purisitk zeigend. Feine Kräuterwürze, frisch gehackte Gartenkräuter vordergründig, eine leichte Gelbfruchtigkeit kommt dennoch durch. Marille, etwas unreife Mandarine. Am Gaumen bin ich dann ziemlich überrascht von dieser tiefen, vibrierenden und so enorm zupackenden Säurestruktur. Wow, das läuft wie ein Laserstrahl kerzengerade über die Zunge, einschneidend mineralisch texturiert, richtig Dampf und Power. Die klirrende Säure mit kalkiger Salzigkeit im Wechselspiel. Grüne Mandarine mit Fleischlichkeit von Nektarine. Saft und Zug mit so viel Druck. Griffiges Tannin stützt die elegante Frucht, die reifen Säuren umspielen alles so tänzelnd fein. Große Länge mit salzigem Finale. Feinheit und Reife in perfekter Balance, Ganz Horn auf absolutem Höhenflug. 98-99/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Suckling über: Riesling Ganz Horn Großes Gewächs

-- Suckling: So much racy energy is married to a stunning concentration of lemon curd character. Just a hint of flint, but it adds tension to the finely nuanced whole. The peachy fruit and oolong tea complexity grow with aeration in the glass. Very straight and pure with so much drive, yet so polished at the long stiletto-like finish. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drink or hold. 96/100

Mein Winzer

Rebholz, Ökonomierat

Der Wahlspruch von Hansjörg Rebholz vom Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen lautet: Keine Kompromisse! Dass er damit nicht schlecht fährt, zeigen zahlreichen Auszeichnungen und nicht zuletzt seine Weine, die mit zu den besten gehören, die man in der Pfalz bekommen kann.

Riesling Ganz Horn Großes Gewächs 2022