Riesling Rüdesheim 2022

August Kesseler: Riesling Rüdesheim 2022

VDP

Zum Winzer

93+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2027
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
3
Lobenberg: 93+/100
Falstaff: 91+/100
Suckling: 91/100
Galloni: 91/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Rüdesheim 2022

93+
/100

Lobenberg: Der Wein stammt aus besten Rüdesheimer Lagen, viele Steillagen dabei. Die Große Lage Berg Roseneck Katerloch und Bischofsberg. Kesseler ist der Meinung, dass der Bischofsberg konstanter ist als der Rüdesheimer Berg, weil er etwas mehr Wasser und Erdauflage hat, dadurch hat er nie Trockenstress und kann in jedem Jahr satt ausreifen. Lösslehm- und Quarzitböden, dazu ein klein wenig Schiefer. Auch aus den GGs des Rüdesheimer Berges geht hier teilweise Material ein. Vergoren und ausgebaut im Edelstahl und dann bis zur Füllung auf der Feinhefe belassen. Das Ganze geerntet aus älteren Reben, zwischen 30-50 Jahre alt. Traubig, saftig, frisch, aber auch schöne Melone, Birne, glockenklar und weinig. Das besondere an Rüdesheim ist ja, dass es diese prägnante, salzige Mineralität hat, aber zugleich diese reife, dichte, gelbe Frucht. Es ist die geschmackliche Verbindung zwischen Lorch bzw. dem Mittelrhein und dem mittleren Rheingau. Druckvoll und mit weißem und gelbem Pfirsich, apfeligen Nuancen und süßem Hefegebäck. Eine satte, mundfüllende Frucht, die der reifen Rüdesheimer Säure gut entgegensteht. Im Mund ein tänzelnder Wein, frisch und animierend für jeden Tag. Rüdesheim hat schon deutlich mehr Power und aromatischen Bumms als der Ortswein aus Lorch, der feinmineralischer und steiniger wirkt. Aber diese Saftigkeit aus der Gelbfrucht ist schon berauschend. Macht wirklich Freude. Eine schöne Köstlichkeit. 93+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

91+
/100

Falstaff über: Riesling Rüdesheim

-- Falstaff: Ein kompletter und komplexer Riesling: mit blumigen Noten, leichtem Hefeeinfluss, Noten von rotem Apfel, Rose. Im Mund zeigt sich ein Wein mit Druck und Charme, die Frucht ist mit Süße gestützt, die Säure zeigt sich reif, aber fest, die Aromenbegleitung hat Ausdruck und Vielschichtigkeit. 91+/100

91
/100

Suckling über: Riesling Rüdesheim

-- Suckling: This has the sleekness and silkiness typical for the dry rieslings from Rudesheim’s steep slopes. Also the stony austerity that makes these wines so exciting, and which, in this case, drives the long focused finish. Drink or hold. 91/100

91
/100

Galloni über: Riesling Rüdesheim

-- Galloni: The 2022 Riesling Rüdesheim was harvested in Berg Schlossberg, Berg Roseneck and Bischofsberg. Once again, there is this initial notion of freshly popped corn, a kind of non-fruit reductive flicker. Gentle notes of pear follow. The palate comes in with green and yellow citrus notions that frame riper fruit. Fine acidity of 7.4g/L marks the palate, adds ample freshness to the depth of fruit and leads to a dry, fresh and even mouth-watering finish. (Dry) 91/100

Mein Winzer

August Kesseler

In Insider-Kreisen wird August Kesseler bescheinigt, eine der Personen mit dem meisten Charisma in der deutschen Weinlandschaft zu sein. Je näher man sich seinen Lebenslauf ansieht, desto mehr glaubt man den vermeintlichen Insidern. Wer kann schon von sich behaupten, das elterliche Weingut mit noch...

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