Spätburgunder Sonnenberg KB (Kammerberg) Großes Gewächs 2021

Jülg: Spätburgunder Sonnenberg KB (Kammerberg) Großes Gewächs 2021

VDP

Limitiert

Zum Winzer

97–98+
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2046
Verpackt in: 6er
9
seidig & aromatisch
pikant & würzig
saftig
3
Lobenberg: 97–98+/100
Falstaff: 95/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Sonnenberg KB (Kammerberg) Großes Gewächs 2021

97–98+
/100

Lobenberg: Der »KB« wächst im Kammerberg, im französischen Teil der Lage Sonnenberg, also tatsächlich zu 100 Prozent in Frankreich. Das, was früher der Top-Wein Opus Oskar war, ist jetzt komplett hier drin. Sehr purer Kalkstein, eine steilere Lage. Selektive Handlese, Spontangärung in Edelstahl, 18 Monate Ausbau in 60 Prozent neuen Barriques mit erster bis dritter Belegung, dann unfiltriert abgefüllt. Immer vollständig entrappt, aber mit viel Pigeage, also Unterstoßen, weil für Johannes Jülg Struktur und Tannin schon Kernelemente sind. Er sucht aber eine andere Herangehensweise, bringt das Tannin durch die Kerne und durch etwas erhöhte Neuholzanteile. Rappen sind nicht sein Ding, er will die pure Beerigkeit und den Sexappeal behalten. Der Kammerberg ist kirschiger als der beerige Kostert, purer, zeigt mehr Eisen und Jod, hat maritime Anklänge, Austernschale, kleine knubbelige Sauerkirsche, süße Schwarzkirsche auch dazu. Unglaublich elegant, das treibt einem fast tränen in die Augen ob dieser enormen Brillanz. Maulbeere mit Rosa Pfeffer gespickt, Berberitzen und fast zitrische Öligkeit. Am Gaumen ist das Tannin zupackend. Aber ultrafein. Das schiebt mit feinem Salz über die Zunge, erzeugt Speichelfluss, aber vor allem ordentlich Druck. Diese Energie ist bemerkenswert, die konzentration verblüffend. Hätte ich so in dieser Rienform und Intensität gar nicht erwartet in diesem schlanken Jahr 2021. Schlank und vibrierend, nur auf der Mineralität gebaut. Kostert ist köstlicher, Kammerberg ist faszinierender. Ein großer, fesselnder, aber auch der forderndere Wein. 97-98+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

95
/100

Falstaff über: Spätburgunder Sonnenberg KB (Kammerberg) Großes Gewächs

-- Falstaff: Im Vergleich zum »WB« deutlich balsamischer in der Nase. Der »KB« besticht mit spürbarer Tiefe und einer Art burgundischer Edelmürbe. Am Gaumen setzt sich das konsequent fort: Gleichzeitig extrem ausgewogen, fein, hochelegant und dennoch mit salziger Spannung. Groß! 95/100

Mein Winzer

Jülg

Das Weingut Jülg im südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Winzer Johannes Jülg zählt mit seiner absolut eigenständigen und sehr burgundischen Stilistik bereits seit einigen Jahren zur qualitativen Spitze der Pfalz.

Spätburgunder Sonnenberg KB (Kammerberg) Großes Gewächs 2021