Spätburgunder Sonnenberg WB Erste Lage 2021

Jülg: Spätburgunder Sonnenberg WB Erste Lage 2021

VDP

Zum Winzer

94–95+
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
Verpackt in: 6er
9
seidig & aromatisch
pikant & würzig
3
Lobenberg: 94–95+/100
Gerstl zu 2020: 19+/20
Falstaff: 94/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Sonnenberg WB Erste Lage 2021

94–95+
/100

Lobenberg: In dieser Lage wächst auch der Opus Oskar, sehr kalkiger, karger Boden mit sehr wenig Erdauflage. Immer vollständig entrappt, aber mit viel Pigeage, also Unterstoßen, weil für Johannes Jülg Struktur und Tannin schon Kernelemente sind. Er sucht aber eine andere Herangehensweise, bringt das Tannin durch die Kerne und durch etwas erhöhte Neuholzanteile. Rappen sind nicht sein Ding, er will die pure Beerigkeit und den Sexappeal behalten. Die Spätburgunder bleiben lange ungeschwefelt in 50 Prozent neuen Barriques. Der Wormberg kommt weniger über Frucht als der Schweigener, es ist erdiger, dreckiger, auch dunkler. Graphitmineral und Bleistiftabrieb, fast meint man hier seien Rappen drin durch diese Würzigkeit. Aber es ist pures Terroir, nur Bodenausdruck und gekonnter Holzausbau, dazu die feine Reduktion. Das gibt eine wilde, sehr bodengetriebene, kalkige Mischung, die schon fordernd und straff ins Glas kommt. Erinnert ein wenig an Rings oder KP Keller in diesem fokussierten, getriebenen Stil, aber kommt mit einem völlig anderen Terroir und einer anderen Herangehensweise. Nur der puristische Bodenausdruck des Kalksteins ist derselbe. Ein faszinierender Spätburgunder. 94-95+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

19+
/20

Gerstl zu 2020 über: Spätburgunder Sonnenberg WB Erste Lage

-- Gerstl zu 2020: Das ist grosse Klasse, dieser Duft berührt die Seele, ein raffiniertes Fruchtbündel, schwarzbeerig, mit viel Terroirtiefe, komplex, mit ganz viel Ausdruck, das ist sinnlicher Pinot. Das ist schlicht genial, sensationell, wie er seine Kraft zu zügeln weiss, das ist ein himmlisches Aromenbündel und wirkt so entspannt, so fröhlich, so zugänglich, das muss man einfach lieben. Diese Spielart von Pinot fasziniert total, der Wein steht da wie eine Eins, hat gigantisch Kraft und Konzentration, wird aber niemals laut, bewahrt die Eleganz und setzt auf Länge, nicht auf Breite, grandioser Pinot. 19+/20

94
/100

Falstaff über: Spätburgunder Sonnenberg WB Erste Lage

-- Falstaff: In der Nase Holunder, sowohl rote als auch schwarze Beeren und etwas Wacholder, würzige Note. Am Gaumen beeindruckt der recht hellfarbige Wein mit Pfeffer und Gewürznelke, dicht gewirkt, fast kühl, griffige Gerbstoffe. Großes Harmonisierungs- und Reifepotenzial. 94/100

Mein Winzer

Jülg

Das Weingut Jülg im südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Winzer Johannes Jülg zählt mit seiner absolut eigenständigen und sehr burgundischen Stilistik bereits seit einigen Jahren zur qualitativen Spitze der Pfalz.

Spätburgunder Sonnenberg WB Erste Lage 2021