Riesling Wallufer Berg Bildstock Auslese 2021

J. B. Becker: Riesling Wallufer Berg Bildstock Auslese 2021

2
Riesling 100%
5
weiß, süss
12,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2057
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
frische Säure
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 96/100
Suckling: 95/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wallufer Berg Bildstock Auslese 2021

96
/100

Lobenberg: Was für eine geniale Nase! Man findet all die reife und exotische Frucht, die man von einer Auslese erwartet, aber keineswegs die üppige Süße, die man bei anderen Erzeugern in dieser Kategorie vorfindet. Schon die Nase wirkt kühl, auf eine angenehme Weie unsüß, herbsaftig und frei von üppiger Botrytis. Reife Grapefruit, Mango, Pfirsich, Apfel, Minze, Quitte. Wirklich ein schicker Duft, fein und klar. Trotz aller Reife strahlt er Leichtigkeit, Eleganz und Kühle aus. Betörend. Der Speichel fließt schon vom Hineinriechen. Die große Spezialität von Hajo Becker wird dann im Mund noch klarer, denn auch hier geht es viel trockener und schlanker zu als bei den meisten anderen. Er vergärt seine süßen Auslesen immer so weit durch, dass sie süß schon kaum mehr als Bezeichnung verdienen. Nur etwas über 20 Gramm Restzucker. In Tateinheit mit der stahligen Säure und der hohen Frische aus Zitronengras, Ingwer und Salz erst recht nicht mehr. Nichts klebt, der Speichel fließt und die Säure spült den Wein immer wieder restlos vom Gaumen, nur die feine, kühle Exotik bleibt schwerelos am Gaumen stehen. Ein herrlicher Riesling, den man in dieser Art viel eher der Saar oder maximal der Mosel zutrauen würde, wo aber meist mit viel mehr Restzucker gearbeitet wird. Das ist die reinste Trinkfreude in schmetterlingshafter Saftigkeit. Gehört zu den spannendsten Auslesen des Jahrgangs, weil sie so anders ist in diesem weniger üppig-süßen Stil. Eine Auslese für Trockentrinker, irgendwie ist das doch genial. Der legendäre Hans-Günther Schwarz hat das auch häufiger mal so gemacht. 96/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

95
/100

Suckling über: Riesling Wallufer Berg Bildstock Auslese

-- Suckling: A very cool and tightly-wound Rheingau Auslese that will needs some further bottle age to reveal its considerable depths. At the moment the main aromas are caramelized red apple brioche and mangosteen, which might sound like a weird combination, but works extremely well. Long, finely chiselled finish. From organically grown grapes. Drinkable now, but best from 2026. Glass stopper. 95/100

Mein Winzer

J. B. Becker

Das Weingut J. B. Becker wurde 1893 von Jean Baptist Becker gegründet. Er pflanzte in den besten Wallufer Lagen (Walkenberg) überwiegend Riesling und Spätburgunder.