Hermitage Rouge 2021

Dard et Ribo: Hermitage Rouge 2021

Zum Winzer

96–97
100
2
Syrah 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2038
Verpackt in: 12er
9
unkonventionell
naturbelassen
pikant & würzig
3
Lobenberg: 96–97/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Hermitage Rouge 2021

96–97
/100

Lobenberg: Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt in alten Fässern, eine minimale Schwefelgabe vor der Abfüllung gibt es nur wenn nötig. Ansonsten läuft hier immer alles völlig ohne Schönungen oder sonstige Zusätze. 2021 ist der back to the future-Jahrgang an der Rhône. Kühler und spät reifend, ein Sommer mit mehr als ausreichend Regen und ein langer, kühler Herbst mit voller Reife. Die Tolle Säure macht es zu einem der elegantesten und burgundischsten Jahre an der Rhône. Die Nase ins Glas dieses Hermitage zu halten und dann die Augen zu schließen, ist wie eine Reise an die steilen Hänge des nördlichen Rhônetals. Samtige, üppige Beerensträucher, viel Brombeere, Cassis mitsamt Grün, fette Schwarzkirsche. Die Würze der mediterranen Garrigues, auch Thymian, Rosmarin, pfeffrig, würzig, verspielt, fruchtstark, reichhaltig. Dazu auch herbe Gewürznoten, viel Pfeffer und etwas Piment. Alles schwebt über den distinktiven Gesteinsnoten des Hermitage, irgendwo zwischen Schiefer, Granit und zermahlenem Kalkstein. Mediterraner kann ein Wein wohl kaum riechen. Man sieht die Olivenhaine, die trockenen Sträucher und die sengend heißen Gesteinshänge am inneren Auge vorbeiziehen, wenn man diesen Wein in der Nase hat. Reichhaltig zwar, aber fein und kühl. Der Mundeintritt ist traumhaft filigran, unglaublich samtig, druckvoll, aber auch elegant und tänzelnd bleibend. Hier zeigen sich die Südexposition und die immense Wärme des Hermitage. Wir haben viel mehr Reife, viel mehr Seidigkeit, viel mehr Weichheit und auch Süße in der Frucht. Hier bekommen Crozes Hermitage und Saint Joseph ihre Grenzen aufgezeigt. Diese Erhabenheit und diese phenolische Reife erreichen sie nicht, hier gibt es nicht den Hauch von etwas Grünem oder Rustikalem. Einfach nur noch Feinheit, schwebende Intensität, und umarmende Frucht ohne Schwere. Das Ganze wird von einer sehr subtilen, enorm feinen Mineralität begleitet, zarte Salzigkeit belegt die Zungenränder, so saftig! Die sehr feinen Tannine fühlen sich leicht kreidig an und verbreiten eine wohlige Wärme im Mund. Dieser Hermitage, der ja genau wie alle anderen Weine von Dard & Ribo ohne jegliche önologischen Eingriffe oder Zusätze erzeugt wird, stellt eindrucksvoll sein Terroir zur Schau. Der pure, nahezu unveränderte Traubensaft. Ein Hermitage für die Freude, im höchsten Maße hedonistisch, weil er so saftig, fruchtstrotzend und delikat ist, ja einfach unfassbar lecker. Er steht damit einerseits den vielen monumentalen Hermitage gegenüber, die für ein ewiges Leben gemacht sind und mit unbändiger Kraft glänzen. Dieser Hermitage möchte maximalen Spaß und Genuss bringen, jetzt sofort oder in 15 Jahren. Ein großer Wein für die Freude, nicht für die Ehrfurcht. Ganz sicher der beeindruckendste Wein von Dard & Ribo. 96-97/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die wohltuenden Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Hermitage Rouge 2021