Saint-Joseph Blanc 2021

Dard et Ribo: Saint-Joseph Blanc 2021

Zum Winzer

95+
100
2
Roussanne 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2033
Verpackt in: 12er
9
voll & rund
mineralisch
naturbelassen
3
Lobenberg: 95+/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Saint-Joseph Blanc 2021

95+
/100

Lobenberg: Der weiße Saint Joseph besteht reinsortig aus der edlen Roussanne. Der Wein stammt aus den zwei Parzellen Les Champs und Opatyres von steinigen, lehmigen Granitböden mit alten Reben. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt im gebrauchten Holz. Während Syrah schon immer ohne Schwefelzusatz ausgebaut wurde, bekamen die Weißen oft einmal Schwefel nach dem Pressen. Seit einigen Jahren allerdings haben Dard & Ribo eine Methode entwickelt, um auch beim Weißweinausbau ganz ohne Schwefelung auszukommen. Der Saint Joseph Blanc wird in einer Mischung aus alten Fuderfässern und gebrauchten Barriques fermentiert und ausgebaut. 2021 ist der back to the future-Jahrgang an der Rhône. Kühler und spät reifend, ein Sommer mit mehr als ausreichend Regen und ein langer, kühler Herbst mit voller Reife. Die Tolle Säure macht es zu einem der elegantesten und burgundischsten Jahre an der Rhône. Satte, goldgelbe Farbe und ein bezauberndes Parfüm im Glas. Satte Frucht, gelber Pfirsich und grüne Birne, Kamille, etwas Salzbutter, Blütenhonig, dazu Kreidestaub. Das Ganze wird von einer rauchigen Note belegt. Salbei, Rosmarin, sehr kräutrig. Feines Spannungsfeld aus der honig-süßlichen Frucht wie sie typisch für Roussanne ist und der herben Kräuter- und Stein-Anmutung. Tuffstein, Kreide, eher helles Gestein als Unterlage für die blumige, üppige Frucht. Auch wenn es sich vielleicht gar nicht so anhört bisher, ist das ein sehr eleganter Rhônewein, durchaus fein und geschliffen. Im Mund dann vielschichtig und satt, direkt alles einnehmend. Honig, Kräuterwürze, Salzigkeit, fast Austernschale, dazu dann würze Birne und tiefgelbes Steinobst. Die wunderbar feine, aber prägnante Säurespur trägt den Saint Joseph Blanc in eine schöne Länge. Hinten raus ganz feine Salinität zur gelben Frucht und ganz feine Kräuter, Salbei, Rosmarin, Kamille, etwas Kakao, das passt alles wunderbar zusammen und ist super balanciert. Durchaus mundfüllend und weich wie man das von der weißen Rhône erwartet, gleichzeitig aber kräutrig, mineralisch, frisch und nie pappig oder schwer werdend. Ein feiner Saint Joseph, elegant und trinkfreudig. Eigentlich direkt trinkreif, aber sicher mit genug Substanz für eine Dekade im Keller, trotz Naturwein-Machart. Letztere steht hier aber überhaupt nicht im Vordergrund, das ist ein wunderbarer Terroirwein von der Nordrhône, der nicht von der Herstellweise dominiert wird. Im Gegensatz zum etwas freakigeren, mehr easy-drinking Crozes Hermitage Blanc, haben wir hier beim Saint Joseph Blanc schon richtig Anmut und Größe im Glas. Ein bezaubernder Wein, der viele Sinne berührt mit seinem komplexen Zusammenspiel aus mediterranen Elementen und der Cool Climate Frische der nördlichen Rhône. Grandios, aber, wie fast alles bei Dard & Ribo, super limitierter, rarer Stoff. 95-96/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die wohltuenden Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Saint-Joseph Blanc 2021