Crozes Hermitage Blanc 2021

Dard et Ribo: Crozes Hermitage Blanc 2021

Zum Winzer

93–94
100
2
Roussanne 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2030
Verpackt in: 12er
9
exotisch & aromatisch
unkonventionell
naturbelassen
3
Lobenberg: 93–94/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Crozes Hermitage Blanc 2021

93–94
/100

Lobenberg: 2021 ist der back to the future-Jahrgang an der Rhône. Kühler und spät reifend, ein Sommer mit mehr als ausreichend Regen und ein langer, kühler Herbst mit voller Reife. Die Tolle Säure macht es zu einem der elegantesten und burgundischsten Jahre an der Rhône. Dieser Crozes Hermitage besteht zu 100 % aus Roussanne. Die Reben stehen auf granithaltigem Sandboden am Rande der Appellation und sind 1984 gepflanzt, ein Teil der Marsanne ist auch aus den 1920er Jahren. Es ist eine Selektion Massale, der Weinberg wird mit Pferd und Pflug bewirtschaftet. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefel wird gänzlich verzichtet - das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt im gebrauchten Holz. Während Syrah schon immer ohne Schwefelzusatz ausgebaut wurde, bekamen die Weißen oft einmal Schwefel nach dem Pressen. Seit einigen Jahren allerdings haben Dard & Ribo eine Methode entwickelt, um auch bei den Weißweinen ganz ohne Schwefelung auszukommen. Schöne würzige grüne Birne, weißer Pfirsich, Diesel, Mandelstaub und gelbe Pflaume - eine abgefahrene Mischung! Aber das ist zu erwarten bei Dard & Ribo, das ist eben immer ein kleines bisschen Freakstoff. Der Wein kann gerne dekantiert werden, wenn der kleine Stinker stört. Mit Luft kommt langsam auch eine steinige Note hinzu. Im Mund cremig und dazu ziemlich spicy, auch hier ein bisschen grüner Apfel, Mirabelle, grüne Birne, weißer Pfeffer, etwas kandierter Ingwer und Kamille. Die Textur ist weich und anschmiegsam wie von weißen Rhôneweinen gewohnt. Der Crozes Hermitage Blanc bekommt seine Struktur vor allem aus dem ganz feinen Tanningerüst und der feinsalzigen Mineralanmutung, die zusammen mit der kandierten Ingwerwürze und der reifen Steinobstfrucht den aromatischen Abgang bestimmt. Sehr ungewöhnlich in der Aromenausprägung, ein bisschen freaky, spicy, aber insgesamt sehr harmonisch, ausgewogen, weich und delikat. Und am Ende doch irgendwie ein typischer Terroirausdruck der Rhône mit seiner texturierten, weichen Struktur und einer zarten Note von Salbei-Butter und warmem Stein. Ein mediterraner Wein für den direkten Genuss, wenn man auf die etwas abgefahrenen Weininterpretationen der Altmeister Dard & Ribo steht. Crozes Hermitage mal anders, aber genial trinkfreudig! 93-94/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die wohltuenden Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Crozes Hermitage Blanc 2021