Lobenberg: Das ist Markus Molitors Paradelage, vielleicht neuerdings ein klein wenig im Schatten des Berncasteler Doctor Versteigerungsweins. Aber grundsätzlich ist die Zeltinger Sonnenuhr das Beste, was Markus auf die Flasche bringt. Reiner Schiefer, die Reben sind wurzelecht, 80 bis 90 Jahre alt. Als Ganztraube angequetscht, bis zu einem Tag auf der Maische gelassen, langsam abgepresst und dann im Holzfass spontanvergoren. Sollte es sein, dass die Erdener Treppchen Auslese *** trocken noch einen ebenbürtigen Gegner hat auf diesem Level? Ja – und ganz anders, das macht es so toll. Die Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** trocken verblüfft total. Die Nase ist reich und dicht, für den kühlen Jahrgang mehr als überraschend wie viel reife gelbe und weiße Frucht hier aus dem Glas drücken. Der Wein hat nicht viel Volumenprozent, aber er schiebt cremig in die Nase. Süße Limette, süße Quitte, süße, reiche pinke Grapefruit, aber mehr gelbe Frucht. Dazu deutlich Rauch, Tabak und Bienenwachs, auch Blütenpollen mit ihrer feinen, dunklen Süße. Völlig anders als das gleichwertige Treppchen, das ja so filigran und blumig war. Viel Meersalz und Austernwasser dazu, auch Feuerstein und warmer Basalt. Irgendwo zwischen Jura und Chenin Blanc einzuordnen in dieser extrem Mineralauslegung, Kargheit und Kühle bei gleichzeitiger Reife und Druck. Ja, Chenin Blanc ist wahrscheinlich der beste Vergleich. Ich hätte das in der Nase blind nicht an die Mosel gesteckt. Sehr lang, intensiv und druckvoll, extrem auf der Mineralität laufend. Die Lippen werden salzig, die Zunge rollt sich, die Augen ziehen sich zusammen. Puh, das ist schon sehr viel Wein und sehr viel was hier abgeht am Gaumen. Die kreidigen Tanninen ziehen an den Backen, die Zitrone rollt mit dem Salz über die Papillen wie eine Gesteinswalze. Dicht und brachial, fast extremistisch in der Säurefrische und Pikanz. Ein bisschen Safran und Orange runden das Finale ab. Diese Auslese ist die Krönung dieses sehr speziellen Jahres bei Markus Molitor, ein monumentaler Wein. Ein ultraschlanker Montrachet vom Zeltinger Hang. Das ist Mosel in extremer, aber annähernd perfekter, trockener Ausführung. Für Mineralitätsfreaks ist das ein Riesenstoff zum Niederknien! 100+/100