Lobenberg: Der 2021er hat eine grandios dichte Nase. Enorm viel Veilchen, aber auch ein bisschen süßes Lavendel. So viel Cranberry und schwarze und rote Kirsche nebst Schlehen – unglaublich viel Schub! Feine Spannung auch aus den unentrappten Anteilen, wahnsinnig dicht. Der Mund ist dicht und reich, ich käme nie auf 2021, eher auf üppig reife Jahre wie 2018 und 2019. Eine extreme Konzentration und trotzdem ist das überhaupt kein fetter Wein. Er ist einfach dicht, üppig und mit enormem Schub ausgestattet. Ganz viel rote und schwarze Beerenfrucht, aber die rote überwiegt. Feine Lakritze dahinter und feine Milchschokolade. Eine feine und finessenreiche Köstlichkeit mit unglaublich dichtem, voluminösem Schub bei ultraseidigen Tanninmassen. Zum Zeitpunkt der Verkostung habe ich noch keine Ahnung, was Clément Baudon, ein enger Freund und Beratungskunde von Stephane Derenoncourt, für den Wein haben möchte. Stephane selbst hat uns diesen Wein als 'kommender Superstar' ans Herz gelegt und in seinem Labor verkosten lassen. Wenn das ein preislich interessanter Wein unter 50 Euro ist, kann das wirklich das Zeug zum Superstar haben. Der Weinberg liegt ganz nah an der Appellation Saint-Émilion, der nächste Nachbar ist dort Château Gracia. Ich hoffe, dass das preislich ein Schnäppchen ist, denn der Wein ist ziemlich grandios und kann mit den besten Garagenwinzern aus Saint Emilion mithalten. 96+/100 -- Die Domaine umfasst 2,5 Hektar mit rund 50 Jahre alten Merlot-Reben. Der Ausbau geschieht zu 60 Prozent in gebrauchten Barriques, zu 40 Prozent in neuen. Zu einem Drittel wird der Wein in offenen Holzbottichen mit Ganztrauben vergoren. Das Weingut wird beraten von Stéphane Derenoncourt. Der Winzer selbst ist Clément Baudon, er ist erst 28 Jahre alt und war zuvor Vineyard-Manager und Kellermeister bei Larcis Ducasse, was für eine Referenz! In jungen Jahren hat er sich schon selbständig gemacht. Der alte Besitzer dieses Kleinods wollte aufgeben, aber der Weinberg ist einfach extrem gut und so hat Clément die Weinberge schließlich übernommen. Er macht zwei verschiedene Cuvées: eine kommt von reinen Kalksteinböden – das ist die Cuvée Terre Blanche. Die zweite heißt Terre Brune, die von Lehmböden kommt. Hochinteressant ist davon eindeutig die Cuvée Terre Blanche, die mir Stéphane Derenoncourt persönlich empfohlen hat. -- Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.
