Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2021

Robert Weil: Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2021

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2047
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–97+/100
Suckling: 95/100
Parker: 93/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage 2021

96–97+
/100

Lobenberg: Der Turmberg liegt hinter dem Gräfenberg, ein steil aufragender Hang auf 100 Prozent grauem Schiefer, dem ältesten Verwitterungsgestein des Rheingaus. Dieser Wein wächst karg, ganz ohne Löss- und Lehmauflage, nur reiner grauer Phyllit-Schiefer. Kurze Maischestandzeit von 6 bis zu 24 Stunden. Im Stückfass spontan vergoren und ausgebaut, bis im Sommer verbleibt der Wein auf der Hefe. Es gab keinen Frost und keinen Hagel in 2021 bei Weil. Es gab wie überall sehr hohe Niederschläge im Sommer, der Pflanzenschutz war extrem aufwendig. Das Team war pausenlos in den Weinbergen unterwegs und hat grundlegend biologisch gearbeitet, was eine zusätzliche Herausforderung war. Die Reife kam sehr viel später als gewohnt, man musste viel länger zuwarten als zuletzt. Der Turmberg ist die kargste Lage und ergibt daher auch den gewissermaßen extremistischsten Wein in seiner Puristik des Bodenausdrucks. Jedenfalls ist es der am mineralischsten anmutende Wein bei Weil, und vielleicht einer der mineralischsten Weine des Rheingau überhaupt, weil er so stahlig wie ein Chablis Premier Cru aus dem Glas schießt. Feuerstein und Kreide in der Nase, ein kleiner Hauch Schießpulver, feine reduktive Spannung ausstrahlend. Der Turmberg ist zwar der Mineralhammer in Weils Portfolio, aber in 2021 ist er überhaupt nicht so karg oder bissig, wie man dem kühlen Jahrgang vielleicht andichten wollte. Natürlich von Haus aus ein Asket, aber auch mit schöner Balance und feinwürziger Finesse. Die Struktur in 2021 ist absolut famos. Die feuersteinige Tanninstruktur in Tateinheit mit dieser pikanten Säure und der intensiven Salzpower ist schon einmalig in 2021. Eine krachende Art wie 2010, aber nicht so grün, eine Säure wie 2019, aber schlanker. Das ist schon ein nahezu perfektes Jahr eigentlich. Ein Turmberg par excellence! Er macht von Beginn an große Freude, wird aber brillant reifen können. 96-97+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

95
/100

Suckling über: Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage

-- Suckling: Extremely racy and extremely nuanced, this is a stunning example of the diamond-bright brilliance of the top 2021 vintage German dry rieslings! Crystalline clarity and purity. Only white fruits, but so many shades of pale. And the freshness at the finish reminds me of a shaded waterfall surrounded by ferns. Excellent aging potential. Drink or hold. 95/100

93
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Parker über: Kiedrich Turmberg Riesling Erste Lage

-- Parker: The 2021 Kiedrich Turmberg Riesling Trocken is pure and coolish on the intense and concentrated nose. From phyllite slate soils, this is a full-bodied, intense and salty-piquant, highly stimulating Riesling with lots of energy, phenolic grip and mineral tension. With fine tannin structure, the massive and concentrated body and fruit lead to a long and intense, aromatic finish. Long but still shy and still somewhat coated. Bottled at the end of June. 13% stated alcohol. Natural cork. Tasted in July 2022. 93/100

Mein Winzer

Robert Weil

Schon von weitem erkennt man die Flaschen von Robert Weil an ihrem charakteristischen Himmelblau. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt steht diese Farbe für Spitzen-Rieslinge auf absolut höchstem Niveau. Ein Markenzeichen, symbolisch für die kompromisslose Qualität der Weine von...

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