Crozes Hermitage Blanc 2020

Dard et Ribo: Crozes Hermitage Blanc 2020

Zum Winzer

93–94
100
2
Roussanne 100%
5
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2022–2029
Verpackt in: 12er
9
exotisch & aromatisch
unkonventionell
naturbelassen
3
Lobenberg: 93–94/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Crozes Hermitage Blanc 2020

93–94
/100

Lobenberg: Dieser Crozes Hermitage besteht aus Marsanne und Roussanne. Die Reben stehen auf granithaltigem Sandboden am Rande der Appellation und sind 1984 gepflanzt, ein Teil der Marsanne ist auch aus den 1920er Jahren. Es ist eine Selektion Massale, der Weinberg wird mit Pferd und Pflug bewirtschaftet. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefel wird gänzlich verzichtet - das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt im gebrauchten Holz. Während Syrah schon immer ohne Schwefelzusatz ausgebaut wurde, bekamen die Weißen oft einmal Schwefel nach dem Pressen. Seit einigen Jahren allerdings haben Dard & Ribo eine Methode entwickelt, um auch bei den Weißweinen ganz ohne Schwefelung auszukommen. Schöne würzige Williams Birne, mehr weißer als gelber Pfirsich, Mirabelle, ein bisschen Motoröl, Marzipan und Babybanane - eine abgefahrene Mischung! Aber das ist zu erwarten bei Dard & Ribo, das ist eben immer ein kleines bisschen Freakstoff. Der Wein kann gerne dekantiert werden, wenn der kleine Stinker stört. Mit Luft kommt langsam auch eine steinige Note hinzu. Im Mund cremig und dazu ziemlich spicy, auch hier ein bisschen Babybanane, Mirabelle, gelbe Birne, weißer Pfeffer, etwas kandierter Ingwer und Kamille. Die Textur ist weich und anschmiegsam wie von weißen Rhôneweinen gewohnt. Der Crozes Hermitage Blanc bekommt seine Struktur vor allem aus dem ganz feinen Tanningerüst und der feinsalzigen Mineralanmutung, die zusammen mit der kandierten Ingwerwürze und der reifen Steinobstfrucht den aromatischen Abgang bestimmt. Sehr ungewöhnlich in der Aromenausprägung, ein bisschen freaky, spicy, aber insgesamt sehr harmonisch, ausgewogen, weich und delikat. Und am Ende doch irgendwie ein typischer Terroirausdruck der Rhône mit seiner texturierten, weichen Struktur und einer zarten Note von Salbei-Butter und warmem Stein. Ein mediterraner Wein für den direkten Genuss, wenn man auf die etwas abgefahrenen Weininterpretationen der Altmeister Dard & Ribo steht. Crozes Hermitage mal anders, aber genial trinkfreudig! 93-94/100

Jahrgangsbericht

2020 gab es an der Rhône insgesamt relativ normale Mengen. An der Nordrhône vielleicht sogar etwas mehr als im Durchschnitt. Dort geht 2020 sicherlich als ein Jahrhundertjahrgang in die Geschichte ein. Die Tardieus vergleichen 2020 mit einer Mischung aus dem superklassischen und frischen Jahr 2016 und der Tiefe und Dichte aus 2015. Auf keinen Fall so extrem fett und üppig wie 2018 und 2019, sondern deutlich klassischer. Deshalb ist 2020 aus ihrer Sicht einer der ganz großen Jahrgänge überhaupt an der Nordrhône. Im Norden gab es 2020 keinen richtigen Trockenstress für die Reben, weil es im August ein paar Regenfälle gab. Sie kamen genau zur richtigen Zeit. Die Lese startete recht früh, bei Tardieu am 10. September. Also deutlich früher als in anderen Jahren. Insgesamt ist es ein saftiger, langlebiger, dichter und reifer Jahrgang, ohne Überreife, ohne übermäßig Fett wie in 2019 und 2018. Ein richtig klassisches Jahr an der Nordrhône, aber klassisch mit einem Plus an einer Form von Reife, die es früher so nicht gab. Ob Norden oder Süden – in Summe ist 2020 an der Rhône ein großes Jahr. Balancierter und harmonischer als das Kracher-Jahr 2019.

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Crozes Hermitage Blanc 2020