Lobenberg: 97 Prozent Cabernet Sauvignon, drei Prozent Merlot. Extreme Finesse in der Nase. Rauch, immer geradeaus, geflämmtes Fleisch, helle Lakritze und schwarze Kirsche. Schon in der Nase Tränen in die Augen treiben ob seiner Pikanz. Leichte Chilischärfe. Im Mund Sauerkirsche und rote Johannisbeere, sehr frische Waldhimbeere dazu. Hochintensiv. Das Tannin ist total poliert, aber sehr spürbar. Große Länge, Salz und Chilischärfe im Finale. Ein sehr komplexer und vielschichtiger Margaux. Nicht deutlich besser als der zuvor probierte Ferrière, sondern einfach nur sehr anders. Völlig andere Ausprägung, aber ein erstaunlich guter, hochklassiger Wein aus der Appellation Margaux. 96-97+/100 *** Ein biodynamisches Weingut im Herzen der Appellation Margaux von Gonzague Lurton, dem Ehemann von Claire Villars-Lurton, die Château Haut-Bages Libéral, Château Ferrière und Château Gurgue führt. 62 Hektar mit tiefen Kiesböden, Sand und Lehm. Hier wurde in den letzten Jahren fast brutal investiert. Im Weinberg Dichtpflanzung, im Keller Betonamphoren. Die Trauben werden komplett entrappt und die Beeren dann nicht angequetscht, sondern als ganze Beeren in die spontane Vergärung gegeben. Lange Vergärdauer auf den Schalen von über drei Wochen. Dann wird mehr oder weniger nur der Free Run Juice verwendet. Also kein hartes Pressen, um keine harten Tannine aus den Kernen zu extrahieren. Der Ausbau geschieht für 18 Monate zu 70 Prozent im neuen Holz und zu 30 Prozent in Betonamphoren. Durfort-Vivens hat sich seit 2015 und 2016 dramatisch dorthin entwickelt, wo es von seiner Klassifikation hingehört. Heute ist das Château sicherlich ein würdiger Deuxième Cru. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.