Riesling Saumagen 2023

Karsten Peter: Riesling Saumagen 2023

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2043
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
unkonventionell
3
Lobenberg: 96–97+/100
Suckling zu 2022: 95/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Saumagen 2023

96–97+
/100

Lobenberg: Karsten Peters Interpretation der dank Koehler-Ruprechts Bernd Philippi wahrscheinlich berühmtesten Lagen der Nordpfalz. Karsten holt einen Teil dieses Weines aus den Gewannen Nil in Ostexposition und Kirchenstück auf Terra Rossa-Boden. Sein Wein wächst also nicht im südexponierten Kernstück, sondern in den etwas kühleren Randbereichen. Man riecht ins Glas und spürt sofort: Saumagen! Diese intensive, karge Kreidigkeit, die fast an Blanc de Blancs-Champagner erinnert in dieser Puristik. Alles läuft zunächst über Gestein und reife Zitrusfrucht. Es wäre aber kein Saumagen, wenn nicht auch etwas dunkles, würziges hätte. Mediterrane, ätherische Kräuter werden von feinem Rauch umspielt. Dunkles Gestein wie Graphit trifft auf zerstoßenen Kalk. Ein in der Ferne entfachtes Streichholz, dazu leicht jodige Noten. Im Mund ist das dann ein kraftvolles, mineralisches Geschoss! Viel Salz, eine straffe Säurestruktur, griffige Mineralität – alles total energetisch aufgeladen und vibrierend. Das schöne ist aber, dass dieser Wein trotz all dieser Kompromisslosigkeit seine »Pälzer« DNA nicht verliert. Wir haben hier immer noch eine schöne, druckvoll-gelbfruchtige Komponente, eine Saftigkeit aus feinem Steinobst und reife, zitrische Akzente, die den Speichelfluss anregen. Die ganz typische Saftigkeit des Saumagens mit gutem Spiel und Länge ohne Ende. Ein archetypischer Riesling aus der Pfalz, aber mit messerscharfem Terroirfokus. Das ist ganz klar Karstens bester Saumagen bisher in dieser Klarheit und Präzision. Der 21er war reduktiver und wilder, der 22er vielleicht etwas konzentrierter, jetzt haben wir hier genau den Mittelweg – wirklich toller Stoff!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95
/100

Suckling zu 2022 über: Riesling Saumagen

-- Suckling zu 2022: Deep, dark and mysterious with stacks of wild herb and flinty aromas, plus a mountain of Amalfi lemon. Very compact and concentrated with brain-rattling primal energy on the palate. Still needs some time to open up fully, and with this huge structure it should age for decades. Vegan. Drinkable now, but best from 2024.

Mein Winzer

Karsten Peter

Karsten Peter ist ein Wandler zwischen den Welten, sein steter Begleiter ist dabei der Riesling – aber eben nicht nur! Als Mastermind hinter den Weinen von Gut Hermannsberg hat er den Kultbetrieb wieder zu alter Größe geführt, nun startet er zusätzlich auf seinem Familienweingut in der Pfalz durch.

Riesling Saumagen 2023