Lobenberg: Stephane Ogier steht für kraftvolle Condrieu, mineralisch. Direktpressung, dann sofort ins Fass zur Gärung. Mittelgroße Stockingerfässer, Stephane ist begeistert davon, er sagt die Fässer haben nochmal einen riesen Sprung in Sachen Frische und Präzision für seine Weine gebracht. Stephane hat stark ausgedünnt, da der Jahrgang nicht so viel Power mitgebracht hat, wollte er sie in wenige Trauben kanalisieren, was sehr gut geklappt hat. Die Frische ist bestechend, natürlich sehr reichhaltig aber ohne Fett, mit so intensivem Mineralausdruck. Kreide, Flieder, weiße Birne mit Jasmin und Kamille, nussig, sogar Zitrusfrucht, Steinmehl. Im Mund schönes Spiel, enorm energetisch, rassig, kein Fett, genial fokussiert und mit rasanter Frische aus kreidigen Tanninen und schicker, intensiv salziger Säurespur. Gelbe, weiße und zitrische Frucht, kreidige Mineralität, etwas Zitronengras und mit einer leichten Mandarinen- und Pfirsichnote, einen Touch Burgunder Chardonnay verströmend. Schon der Combe Mallevalle ist superb! 95+/100
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!